Von Jeffrey Möller und Zhang Liou, Beijing
Dem deutschen Automobilwirtschaftsexperten Ferdinand Dudenhöffer zufolge wird China in den kommenden Jahren für die deutsche Autoindustrie eine „erhebliche Bedeutung“ erlangen. Bereits jetzt dominiere „der Geschmack der Chinesen die Fahrzeugentwicklung in Deutschland“.
Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer (Foto: Jan Schürmann, CAR)
Auf China entfielen bereits nahezu 40 Prozent des weltweiten Umsatzes der deutschen Automobilindustrie, betonte Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research (CAR), im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Xinhua. Deutschland habe im vergangenen Jahr rund 268.000 Autos nach China exportiert. In diesem Jahr werde die Zahl trotz der Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie voraussichtlich auf 280.000 steigen.
Dudenhöffer geht fest davon aus, dass der chinesische Markt auch weiterhin Gewinne für deutsche Automobilhersteller und -zulieferer bringen wird. Zudem hänge der weitere Fortschritt der Forschungs- und Entwicklungszentren in der deutschen Autoindustrie wesentlich vom Wachstum des chinesischen Marktes ab.
Entsprechend vehement lehnt der Autoexperte vereinzelte Forderungen ab, wonach sich ausländische Unternehmen angesichts der COVID-19-Pandemie zur Umgestaltung der globalen Industriekette aus China zurückziehen sollten.
„Das wäre der größte Fehler, den ein Autobauer oder Zulieferer machen könnte. Man kann sich vielleicht aus den USA zurückziehen, aber nicht aus dem absolut wichtigsten Automarkt der Welt. Während die USA derzeit im Chaos versinken, baut China die Technologien von morgen aus. Ich bin sicher, dass mit dem Ausbau der neuen Seidenstraße die Verbindung China-Europa noch wichtiger wird. Beide gewinnen davon. Es macht viel Sinn, mit Hochtechnologieunternehmen aus China wie Huawei, CATL, sVolt, BYD, Tencent und anderen eng zusammen zu arbeiten“, so Dudenhöffer gegenüber People’s Daily Online. Zudem seien Trends der Branche wie Connected Cars und Elektromobilität ohne chinesische Marken kaum vorstellbar.
Trotz der engen Verbindung der Märkte weist Dudenhöffer auch auf den unterschiedlichen Geschmack der Autonutzer in Deutschland und der Volksrepublik hin. „Chinesen lieben eher Stufenheck-Limousinen, wie etwa den VW Jetta, während man in Deutschland eher die Schrägheck-Limousinen, wie den VW Golf mag“. Zudem seien Chinesen offener für digitale Angebote im Auto und hätten eine besondere Vorliebe für Pick-ups. Deutsche Fahrzeughersteller hätten sich längst auf den Geschmack der Chinesen eingestellt, denn „wer diesen nicht beachtet, verliert den Automarkt“, so der Experte.
„Die Woche“ informiert über Ereignisse der vergangenen Woche aus China – kurz, knapp und direkt. Diese Woche: Treffen von Li Qiang und US-Handelsministerin, Kein COVID-19-Test, chinesisch-österreichische Konsultationen, Gespräch in Düsseldorf, Zurückgabe chinesischer Kunstwerke, radioaktiv kontaminiertes Wasser, Kinomarkt.
In den letzten Jahrzehnten haben Deutschland und China eine solide Wirtschaftsbeziehung aufgebaut, die von gegenseitigem Respekt und fruchtbarer Zusammenarbeit geprägt ist. Die Herausforderungen der letzten Jahre haben jedoch die Notwendigkeit einer größeren Widerstandsfähigkeit und Diversifizierung von Industrie- und Lieferketten deutlich gemacht.
Im Buchladen Bi‘an in der Huayuanstraße im Beijinger Stadtbezirk Haidian schmöckern abends viele Kunden in Büchern, während einige junge Leute in einem Lernzimmer in ihre Studien vertieft sind. Dutzende von Lesern, die im Besitz einer Mitgliedschaft sind, warten geduldig auf den Beginn eines Musikkonzerts.