Inspiration

Wang traf sich auch mit Dorfbewohnern, um Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser in der regnerischen Jahreszeit zu begutachten. Er habe nicht nur außerordentlich wertvolle praktische Erfahrung in Xiuwen gesammelt, die dortigen Kader seine auch Inspiration für ihn gewesen.

Die Leiterin der örtlichen Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit hatte zwei Jahre zuvor eine Krebsdiagnose bekommen, wollte aber unablässig mit ihrer Arbeit weitermachen.

„Einmal habe ich sie mit kaltem Schweiß auf der Stirn gesehen – sie konnte beim Telefonieren nicht einmal aufstehen. Sie ist im Januar gestorben. Sie war über 50, ihr Kind geht noch zur Uni, aber sie hat nicht deswegen weiterarbeiten wollen. Sie war engagiert und wollte im Rahmen ihrer Möglichkeiten die beste Arbeit leisten”, erinnert sich Wang.

„Vorher dachte ich immer, meine Vorlesungen wären schlecht, weil ich nicht genug wusste, aber nach dem Jahr in Xiuwen ist mir klargeworden, dass ich nicht genug über den Arbeitsalltag der Funktionäre wusste.”

Durch die praktischen Erfahrungen in Xiuwen kann Wang nun besser die Bedürfnisse und Denkweise seiner Studenten an der Parteischule verstehen. Neben praktischen Beispielen spricht er in seinen Seminaren auch über Weltanschauung und Methoden des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei.

Zheng Huan ist Politikwissenschaftler und hat seine Arbeit an der Parteischule aufgenommen, weil man sich dort am besten wissenschaftlich mit China und der politischen Realität des Landes auseinandersetzen könne.

Letztes Jahr konnte er als stellvertretender Kreisleiter in Zunyi, jetzt Teil der Stadt Zunyi in Guizhou, an vielen Konferenzen teilnehmen, darunter eine zum 13. Fünfjahresplan (2016–2020). Er besuchte regelmäßig ländliche Regionen, um die Arbeit der Parteikomitees an der Basis kennenzulernen und sich ein klares Bild von den Strukturen und Tätigkeiten der Lokalregierungen zu machen.

„Der Partei sind die Organisationen an der Basis besonders wichtig. Viele örtliche Kader arbeiten ziemlich hart, Tag und Nacht, manchmal sogar am Wochenende. In anderen Ländern sucht man oft vergebens nach solch engagierten Regierungsangestellten”, meint Zheng.

Viele der Kader, die Zheng während seiner Zeit auf dem Land getroffen hat, haben ihn geprägt, insbesondere Huang Dafa, Parteisekretär in Tuanjie, ein Dorf in Zunyi.

Der 82-jährige hat jahrzehntelang mit anderen Dorfbewohnern einen sieben Kilometer langen Bewässerungskanal auf einem Abhang angelegt.

Zheng meint, dass China in vielen Bereichen mit guter Regierungsführung glänze, zum Beispiel das System zur Unterstützung weniger entwickelter Gebiete durch Städte.

„Ich glaube, ich sollte mich mehr mit den Kadergruppen des Landes und den politischen Aktivitäten an der Basis auseinandersetzen. Warum war die Reform- und Öffnungspolitik erfolgreich? Was ist entscheidend für den Erfolg von Chinas System der Regierungsführung? Ich möchte Antworten auf diese Fragen finden und sie mit der Welt teilen. Viele der chinesischen Erfahrungen, zum Beispiel in der Armutsbekämpfung, könnten auch anderen Entwicklungsländern nützen.”