Leg dich hin, lass deine Haut von einem Doktor sterilisieren, bevor die Nadeln sorgfältig in die Haut gestochen werden. Das hört sich wie ein gewöhnlicher Vorgang in einem Krankenhaus für Traditionelle Chinesische Medizin an. Überraschenderweise findet dies jedoch in einer Tierklinik in Beijing statt und der Patient ist ein Hund.

Akupunktur ist eine Technik der Traditionellen Chinesischen Medizin, die vor über 2000 Jahren entwickelt wurde. Sie hat sich weltweit zur Schmerzlinderung und Behandlung verschiedener Beschwerden bewährt.

Mehr denn je wird sie inzwischen zur Behandlung von Tieren eingesetzt. Laut einem Bericht des China News Service wurde einem 12-jährigen männlichen, gelähmten Bichon ein neues Leben geschenkt - er konnte wieder laufen -, nachdem er eine Akupunktur-Behandlung erhalten hatte.

"Er hat immer wieder die Kontrolle über seinen Unterkörper verloren und konnte nicht mehr laufen. Wir sind vor vier Monaten in das Krankenhaus gekommen und jetzt kann er wieder sehr gut rennen. Wir werden die Behandlung fortsetzen", sagte der Besitzer des Hundes, Herr Zhu.

Online-Recherchen haben ergeben, dass jeder Akupunkturpunkt 30 Yuan (vier Euro) kostet. Man braucht üblicherweise mindestens ein Dutzend Nadeln in jeder Behandlung. Trotz der hohen Kosten sagt der Akupunkteur Li Wen von der Beijing Guangshang Tierklinik, er habe manchmal zehn Patienten täglich. "Der Gedanke hinter der Akupunktur-Behandlung von Tieren ist derselbe wie beim Menschen. Sie kann auch bei Katzen und Kaninchen angewandt werden. Zurzeit wird sie überwiegend zur Behandlung von Lähmungen, Gliederschwäche und zur Schmerzlinderung eingesetzt."

Li gibt jedoch zu, den Akupunkt bei einem Tier genau zu treffen, sei nicht einfach. "Die Dicke des Fells und die Größe unterscheidet sich von Art zu Art. Man braucht also eine Menge Erfahrung, um Tiere zu akupunktieren."

Tian Haiyan, Direktor der Beijing Guangshang Tierklinik, erwartet, dass mehr Tierhalter Akupunktur anwenden werden, um ihre Tiere behandeln zu lassen, denn immer mehr Leute lernten die Behandlung kennen und stünden der Idee aufgeschlossen gegenüber. "Eigentlich ist es nichts Neues, Tiere zu akupunktieren. In Japan, Südkorea, Europa und den Vereinigten Staaten ist es verbreiteter. Man kann es auch zur Behandlung von Tumoren und Gastroenteritis bei Tieren einsetzen", erklärt Tian.

Laut dem Staatlichen Chinesischen Büro für Statistik haben derzeit etwa sieben Prozent der städtischen Haushalte in China einen Hund und zwei Prozent eine Katze, was der örtlichen Haustierindustrie in den zurückliegenden Jahren starke Wachstumsraten beschert hat.

Die Berichte besagen weiter, Chinesen geben jährlich 1,35 Milliarden Euro für ihre Lieblinge aus. Das umfasst Dienste wie Maniküre, Fellfärben, Massagen und sogar Yoga. Das Marktforschungsunternehmen Euromonitor schätzt, dass der Markt bis 2019 um mehr als die Hälfte wachsen wird.