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Recycling China Style

(CRI)
Dienstag, 09. Mai 2017
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Biomüll, Gelber Sack, blaue Tonne, graue Tonne, braune Tonne, Restmüll, Wertstoff, Altglas, Grünschnitt, Altöl, Batterien, Leuchtstoffröhren, Altpapier, Sperrmüll – die Deutschen und die Mülltrennung – eine Hassliebe. In China ist alles, was weg kann, einfach nur Müll. Punkt. Tonne auf, Zeug rein, Deckel zu. Was weg ist, ist weg.

Ärmliche alte Leute mit sonnenverbrannten Gesichtern und Karren, die aus grauer Vorzeit stammen müssen, holen dann jeweils den für sie interessanten Teil des Mülls wieder aus der Tonne. Der eine sammelt Pappe, der nächste Metalle, der dritte Styropor und fährt die gefundenen Schätze dann irgendwo hin, wo er sich ein paar Kuai für die nächste Mahlzeit verdienen kann. Recycling Beijing Style. Für die städtische Müllabfuhr bleibt der unappetitliche Rest aus zerrupften Plastik-Tüten.

Doch langsam geht Millionenstädten wie Beijing auf, dass das auf Dauer keine gute Lösung sein kann. Die Deponien platzen aus allen Nähten, der Müll türmt sich in der Peripherie, die Verbrennungsanlagen kommen kaum hinterher. Die nationale Entwicklungs- und Reformkommission hat einen ehrgeizigen Plan: Bis 2020 sollen sich Behörden, Restaurants und Geschäfte in 46 Großstädten einem Mülltrennungssystem anschließen. Die Recyclingrate des Haushaltsmülls soll 35 Prozent betragen. Die Städte sollen sich nun Gedanken machen, wie sie diese Vorgaben umsetzen wollen. Umweltexperten sind begeistert. Allerdings ist es nicht so, dass Abfalltrennung Neuland in China wäre. Seit 16 Jahren besteht theoretisch die Möglichkeit, den Müll feinsäuberlich getrennt in verschiedenfarbige Tonnen zu werfen. In der Praxis wandert der Müll aber meist schön kompakt in die Tonne, die gerade leer ist.

"Haben Sie von der Mülltrennung gehört?" "Nein!"

"Wie entsorgen Sie dann Ihren Müll?" "Na, einfach in den Eimer werfen!"

"Nein, ich trenne nicht. Wer kontrolliert das denn? Niemand! Niemand sorgt für die richtige Umsetzung!"

Getrennt werden soll oder sollte dann in Küchenabfälle, Wiederverwertbares, wie Papier und Flaschen, und Gefahrgut, wie etwa Batterien und Medikamente. In Deutschland ist es nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz Pflicht, den Müll vorzusortieren. In Beijing und anderen ausgewählten großen Städten soll das System nur für öffentliche Einrichtungen verpflichtend werden. Für Privathaushalte ist es lediglich eine Empfehlung. Die Verantwortlichen hoffen so, den Beijingern das neue alte System durch die Hintertür näher zu bringen und sie ganz sacht an das Thema heranzuführen.

"Es ist sehr wichtig den Müll zu trennen, sonst wird die Umwelt zu sehr verschmutzt."

"Man kann das nur so schlecht überwachen. Es ist nicht realistisch jemanden zu beauftragen, rund um die Uhr die Mülleimer zu überwachen."

In einigen Bezirken in Beijing kann man sich seine Hinterlassenschaften nun versilbern lassen. Also fast. Um den Menschen das Mülltrennen ein wenig schmackhafter zu machen, kann man mittlerweile im Bezirk Chaoyang seine sauber getrennten Küchenabfälle zu einer offiziellen Stelle bringen, sie wiegen lassen und dann dafür zum Beispiel Klopapier bekommen. Das wird quasi zum Wegwerfen produziert. Und so schließt sich der Kreis wieder.

Text von Svenja Schmidt

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