Verbesserte Lebensbedingungen führten innerhalb der letzten zehn Jahre zu einem Rückgang der Auslandsadoptionen chinesischer Kinder um achtzig Prozent.

Laut „World Journal“, der größten chinesischen Zeitung in den USA, erreichte die Anzahl der Adoptionen chinesischer Kinder durch US-Amerikaner im Jahr 2004 ihren Höhepunkt. 2004 adoptierten US-amerikanische Haushalte insgesamt 23.000 Kinder aus dem Ausland, darunter darunter mehr als 10.000 aus China. 2014 verringerte sich die Anzahl der Adoptionen rasant auf etwa 2800.

Zwei adoptierte Zwillinge aus China führen momentan ein glückliches Leben im US-amerikanischen Bundesstaat Alabama. ( Quelle: Getty Images)

Peter Selman, der seit langem die Entwicklung länderübergreifender Kinderadoption beobachtet, erklärte das Phänomen wie folgt: „ In der Vergangenheit gaben Familie ihre Kinder vor allem aus Armutsgründen auf. Im Laufe des letzten Jahrzehnts hat sich der Lebensstandard in den Ursprungsländern, darunter China, Russland und Südkorea, etwas verbessert, was den Rückgang der länderübergreifenden Kinderadoption erklären kann. Zwei Trends stecken dahinter: Zum einen wurden immer weniger Kinder ausgesetzt. Zum anderen nimmt die Anzahl der Inlandsadoptionen stetig zu.“

2005 wurden rund 15.000 chinesische Kinder von Ausländern adoptiert. Deshalb wird China als größtes Ursprungsland bezeichnet. Aufgrund der Ein-Kind-Politik wurden vor allem Mädchen adoptiert.

Die „Financial Times“ erläutert, dass die USA zwar weiterhin das Land mit den meisten Adoptionen ausländischer Kinder sind, die Menge länderübergreifender Adoptionen allerdings stark zurückgeht: Mitte des Jahres 2000 wurde die Auslandsadoption als beste Betreuungsmethode für elternlose Kinder erachtet. Der globalen Statistik für länderübergreifende Adoptionen (Global Statistics for Intercountry Adoption) zufolge sank die Anzahl der adoptierten Kinder zwischen 2004 und 2014 aufgrund steigender Kosten und erfolgreicher Bekämpfung der Armut um 70%.

Aufgrund der wachsenden Anzahl adoptionsfähiger chinesischer Familie und des russischen Verbots für Auslandsadoptionen durch US-Amerikaner müssen Tausende US-amerikanische Haushalte noch länger in der Warteliste für länderübergreifende Adoptionen verharren. Zugleich stiegen im Laufe der Zeit die Kosten für das Adoptionsverfahren. Momentan muss ein Haushalt während des Verfahrens 30.000 bis 40.000 Dollar (zwischen 27.000 und 36.000 Euro) ausgeben, um ein chinesisches Kind zu adoptieren.

Um mehr Kunden anzulocken, blasen manche US-amerikanische Adoptionsagenturen ihre Fähigkeiten auf, weshalb zahlreiche Betrugsfälle existieren. Vielen Opfer hatten keine Geduld mehr und möchten nicht länger warten.

Das Außenministerium der Vereinigten Staaten forderte im letzten Dezember die „Beratungsfirma für europäische Adoptionen“ in Ohio zur Schließung auf. Die Firma berechnete angeblich unangemessen hohe Gebühren und verfälschte Informationen über adoptierbare Kinder. Einige Wochen später meldete die Institution „Unabhängiges Adoptionszentrum“ Insolvenz an und hinterließ 3000 Kunden im Chaos.