Während die meisten westlichen Staaten über Erdölreserven für 90 Tage verfügen, könnte China die Inlandsnachfrage nur für 40 bis 50 Tage befriedigen. Experten empfehlen angesichts der Abhängigkeit von Importen eine schrittweise Aufstockung der Vorräte.

Da Chinas strategische Erdölreserven trotz einer Zunahme anfällig bleiben und nicht für eine 90-tägige Sicherheitslinie ausreichen, sollte das Land gemäß Analysten seine Depots in den kommenden zwei Jahren bei anhaltend niedrigen Weltmarktpreisen für Erdöl weiter vergrößern.

Laut am Freitag veröffentlichten Daten des Staatlichen Statistikamts (NBS), die bis Mitte 2016 reichen, besitzt China landesweit in insgesamt neun Städten nationale Erdölreservedepots, darunter in Zhoushan in der ostchinesischen Provinz Zhejiang, in Dalian in der nordostchinesischen Provinz Liaoning und in Lanzhou in der nordwestchinesischen Provinz Gansu.

Chinas nationale Ölreserven stiegen bis Mitte 2016 auf 33,25 Millionen Tonnen, ein 4-prozentiger Anstieg von den Anfang 2016 verfügbaren 32 Millionen Tonnen, so die NBS-Daten.

„Aufgrund der hohen Abhängigkeit von Ölimporten könnte China im Hinblick auf strategische Ölreserven das weltweit verletzbarste Land sein,“ sagte Lin Boqiang, Direktor des Chinesischen Forschungszentrums für Energiewirtschaft an der Xiamen-Universität.

2016 stieg Chinas Rohöl-Abhängigkeit um 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 65,4 Prozent, so ein im Mai vom Unternehmensverband chinesischer Mineralölkonzerne veröffentlichter Bericht.

„Chinas aktuelle strategische Ölreserven können die Nachfrage für 40 bis 50 Tage befriedigen, wobei die internationale Sicherheitslinie bei 90 Tagen liegt. Zudem könnten die Öllieferungen angesichts der zunehmend angespannten internationalen Situation, mit der sich China konfrontiert sieht, jederzeit abgeschnitten werden. Wenn dies geschähe, dann wären Chinas militärische und zivile Aufgaben aufgrund eines Ölmangels gelähmt“, sagte Lin.

Er schlug auch vor, dass China mindestens 30 Reservestätten unterhält und eine Sonderorganisation ins Leben ruft, um Erdöl zu kaufen, wenn die Weltmarktpreise verhältnismäßig niedrig sind.

Auf die Frage, ob die „Belt and Road“-Initiative, in deren Rahmen 19 Länder entlang der Route ungefähr 50 Kooperationsprojekte im Energiebereich durchführen werden, Chinas starke Abhängigkeit vom internationalen Ölmarkt reduzieren könnte, sagte Lin, dass die Initiative aufgrund der Bereitstellung neuer Import- und Transportalternativen Möglichkeiten eröffnen, das Problem aber nicht grundlegend beseitigen wird.

Strategische Ölreserven sind entscheidend für die nationale Wirtschafts– und Energiesicherheit. Viele Länder haben bereits umfassende Systeme für strategische Erdölreserven etabliert.

Die strategischen Erdölreserven etwa der Vereinigten Staaten machen das Land für 149 Tage unabhängig von Importen, sagte Xi Jiarui, Mineralölanalyst von JLC Energy.

Xi schlug vor, dass private Unternehmen in stärkerem Maße bei der Herstellung der nationalen Erdöl-Versorgungssicherheit beteiligt werden.