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Soziale Mobilität in China weitgehend gegeben

(German.people.cn)
Donnerstag, 27. April 2017
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Drei Experten bewerten die Durchlässigkeit der chinesischen Gesellschaft überwiegend positiv, befürworten aber auch weitere politische Maßnahmen, um die günstigen Rahmenbedingungen des Landes nutzbar zu machen und das Wohlstandsgefälle zu reduzieren.

Ein Essenskurier an einem regnerischen Tag. (Archivbild)

Ist China mit der Herausforderung einer „geringen sozialen Mobilität“ konfrontiert? Diese Frage hat sich, obwohl die gesellschaftliche Durchlässigkeit in China höher als in vielen anderen Ländern ist, zu einem heiß diskutierten Thema entwickelt. Drei Experten teilen ihre Ansichten mit Wu Zheyu von China Daily.

Offener Wettbewerb fördert die soziale Mobilität

Die Frage, ob die soziale Mobilität innerhalb einer Gesellschaft beschränkt ist, lässt sich nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten. Deshalb hat ein neulich veröffentlichter Kommentar, in dem jedwede Konsolidierung sozialer Gefälle in China bestritten wurde, eine erhitzte Debatte ausgelöst. Der Kommentar berief sich auf die Beispiele Jack Ma, der es als Lehrer zum Onlinehandels-Magnaten geschafft hat, und Wang Baoqiang, der vom Landwirt zum populären Schauspieler aufstieg.

Es ist notwendig, eine nüchterne Einstellung gegenüber dieser Frage einzunehmen und einem gesellschaftlichen Problem, falls es denn existiert, objektiv entgegenzutreten. Die Angelegenheit hat viele Menschen beunruhigt, weil sie davon ausgehen, dass ihre Chancen für einen gesellschaftlichen Aufstieg bei einer tatsächlich begrenzten sozialen Mobilität weiter abnehmen werden. Betroffen ist insbesondere der soziale Aufstieg von Menschen aus einfachen und ärmeren Familienverhältnissen.

Wenn die meisten Menschen ihren sozialen Status mittels persönlicher Anstrengungen - höherer Bildung und harter Arbeit – anstatt angeborener Faktoren, wie ihrem Familienhintergrund, verbessern können, und wenn es einen Austausch unter den gesellschaftlichen Schichten gibt, dann signalisiert dies den Beginn der Schaffung einer offenen Gesellschaftsstruktur.

Jedoch verfügt jede Gesellschaft oder Struktur über positive und negative Aspekte. Zur Förderung der sozialen Mobilität und Gleichberechtigung müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden, um die Gesellschaftsressourcen gerechter zu verteilen und einen offenen Wettbewerb zu fördern.

(Fang Changchun, außerordentlicher Professor des Instituts für Sozial- und Verhaltenswissenschaften an der Nanjing-Universität.)

Chancengleichheit für alle erforderlich

Bezüglich sozialer Mobilität existieren zwei Denkschulen, wobei beide, gestützt auf große Stichprobenerhebungen, darin übereinstimmen, dass die intergenerationale und die Kurzstrecken-Mobilität in China vorherrschen. Tatsächlich ist eine Schule optimistischer hinsichtlich des sozialen Aufstiegs.

Intergenerationenmobilität bezieht sich in der Regel auf eine gesellschaftliche Bewegung innerhalb oder zwischen den unterschiedlichen sozialen Schichten und Berufen, mit einer Veränderung von einer Generation zur folgenden, was grob damit erklärt werden kann, dass in verschiedene Familien geborene Kinder über unterschiedliche Lebenschancen verfügen. Kurzstrecken-Mobilität kann als Beweglichkeit von Personen oder Familien innerhalb oder in der Nähe von ihrem ursprünglichen sozialen Status verstanden werden. So wird etwa ein einfacher Arbeiter mit größerer Wahrscheinlichkeit zu einem relativ gut bezahlten Arbeiter werden, anstatt sich schlagartig in einen Milliardär zu verwandeln.

Im Laufe der mehr als drei Jahrzehnte seit dem Beginn der Reform- und Öffnungspolitik haben sich in China drastische Veränderungen abgespielt. Die soziale Mobilität sowie die Möglichkeiten, eine solche zu erreichen, sind weiterhin größer als in den meisten anderen Volkswirtschaften. Trotzdem verdient das Thema soziale Mobilität unsere Aufmerksamkeit, weil viele Menschen es weiterhin schwierig finden, ihren sozialen Status zu verbessern.

Bildung kann ein wichtiges Instrument für den gesellschaftlichen Aufstieg darstellen. Aber Bildung selbst wird zu einer Quelle der sozialen Ungleichheit und behindert die soziale Mobilität, wenn nur wohlhabende Familien sich eine hochwertige Ausbildung für ihre Kinder leisten können. Chinas Entscheidungsträger müssen daher weitere Richtlinien erlassen, um Chancengleichheit für alle Individuen zu schaffen.

(Li Lulu, Professor für Soziologie an der Renmin-Universität in Beijing.)

Aufstiegsmobilität im Trend

Wenn die Menschen über eine Verdichtung sozialer Spaltungen sprechen, haben sie gewöhnlich die Verminderung der Chancen für einen gesellschaftlichen Aufstieg vor Augen. Nur sehr selten, wenn überhaupt, beziehen sie sich auf die soziale Mobilität nach unten, die in vielen entwickelten Volkswirtschaft eine reale Gefahr darstellt. So glauben fast 30 Prozent der Einwohner Südkoreas, dass sie nicht mehr Teil der Mittelschicht sind, nachdem sie infolge der Asiatischen Finanzkrise von 1997 die soziale Leiter hinabgeglitten sind.

Hinsichtlich Chinas waren gesellschaftliche Aufstiegsmöglichkeiten für die Mehrheit der Bevölkerung gegeben. In Shanghai zum Beispiel ist die soziale Mobilitätsrate zwischen 2005 und 2011 von 61,7 Prozent auf 76,4 Prozent angestiegen, mit einem Durchschnittswert der Aufstiegsmobilität von ungefähr 50 Prozent. Der Median der Abstiegsmobilität lag hingegen bei ungefähr 20 Prozent.

Die chinesische Gesellschaft befindet sich im Wandel und ihre Sozialstruktur ist offen, weshalb für die Menschen noch viel Raum für die Realisierung ihres sozialen Aufstieg zur Verfügung steht. China hat kontinuierlich Anstrengungen für die Verbesserung der sozialen Vitalität und Mobilität unternommen, wie die Einführung zielgerichteter Maßnahmen zur Armutsreduktion und die Förderung der mittleren Einkommensschichten.

Das Land sollte allerdings, um das Wohlstandsgefälle zu verringern, die Einkommensteuer für die Gruppe der Spitzenverdiener erhöhen und die zusätzlichen Einnahmen für eine Subventionierung der Gruppen mit niedrigem Einkommen verwenden.

Bemühungen für eine gerechte und ausgewogene Gesellschaftsordnung stärken grundsätzlich auch die Marktwirtschaft und fördern die soziale Mobilität. Wenn zum Beispiel das Hukou-System [chinesische Haushaltsregistrierung] allmählich gelockert wird, können auswärtige Arbeiter ihre Kinder am eigenen Wohnort zur Schule schicken sowie Autos und Immobilien erwerben, wodurch neue Kanäle für Aufstiegschancen von mehr Menschen eröffnet werden.

(Zhang Haidong, Professor am Institut für Soziologie und Politikwissenschaften der Universität Shanghai.)

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