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Geschichte Chinas in den Augen in– und ausländischer Historiker

(German.people.cn)
Mittwoch, 08. März 2017
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Werke ausländischer Autoren zur Landesgeschichte sind auch in China keineswegs Ladenhüter. Welche Stärken sowie Schwächen kennzeichnet diese Außensicht, und was denken chinesische Historiker über ihre „Konkurrenten“?

Die chinesische Ausgabe von „History of Imperial China“. (Archivbild)

 

Die chinesische Ausgabe von „A History of China“.(Archivbild)

In Chinas Buchhandlungen steigen in den letzten Jahren die Verkaufszahlen von Büchern ausländischer Autoren zur Geschichte Chinas.

Neben der chinesischen Ausgabe des 13-bändigen britischen Standardwerks „The Cambridge History of China“ beinhalten andere verbreitete Übersetzungen die 10-bändige Reihe des japanischen Herausgebers Kodansha namens „A History of China“ (2014) und das sechsbändige Gemeinschaftswerk von Timothy Brook, Mark Edward Lewis, Dieter Kuhn und William T. Rowe namens „History of Imperial China“ (2016).

In fast jeder Buchhandlung Chinas trifft man mühelos auf Namen ausländischer Historiker wie Jonathan D. Spence und Endymion Wilkinson, meist neben namhaften chinesischen Historikern wie Lü Simian und Qian Mu.

Es gibt allerdings Historiker in China, die an der Auslegung der chinesischen Geschichte in vielen ausländischen Werken Anstoß nehmen.

In seinem letzten Buch namens „Chinese History“ skizziert Yao Dazhong aus Taiwan die Unterschiede der Herangehensweise chinesischer und ausländischer Historiker.

„Von Chinesen verfasste Geschichtswerke sind meist subjektiver, verfügen daher über weniger Beobachtungen. Ausländer distanzieren sich von den Ereignissen und neigen daher zu einer höheren Objektivität. Ihrer Betrachtung der chinesischen Geschichte, die manchmal von Stereotypen geprägt ist, mangelt es allerdings an Tiefe“, schrieb Yao in der Einführung seines Buches.

„Vor diesem Hintergrund sollte für eine Verbesserung der Geschichtsschreibung ein Gleichgewicht zwischen chinesischen und ausländischen Herangehensweisen erzielt werden.“

Die chinesische Ausgabe von „The Cambridge History of China“.

(Bild: Archivbild)

„Wer wird China interpretieren?“

 Diese Frage hat der chinesische Schriftsteller Lin Yutang (1895-1976), berühmt aufgrund seiner Kenntnisse sowohl der westlichen als auch der chinesischen Kultur, in seinem Buch „Mein Land und mein Volk“ (1936) gestellt.

„Er [Lin] befasste sich mit dem Für und Wider von Ausländern, die über China schreiben“, sagte der US-Autor Michael Meyer gegenüber Global Times.

Meyer war sich dieser Thematik sehr bewusst, als er sein drittes Buch über China mit dem Titel „The Road to Sleeping Dragon: Learning China from the Ground Up“ schrieb, das in diesem Herbst erscheinen wird.

„In mancher Hinsicht betrachten sie [die ausländischen Historiker] Dinge mit einer frischen Perspektive, die chinesische Historiker nicht sehen können oder wollen“, sagte Meyer, die Position Lin Yutangs erklärend.

„Andererseits verfügen Ausländer nicht über die gleiche Tiefe oder emotionale Verbindung nach China wie einheimische Schriftsteller“, so Meyer.

Eine ähnliche Position vertrat auch Yao in seinem neuen Buch, in dem er anerkennt, dass ausländische Autoren grundsätzlich objektivere Standpunkte vertreten, es ihren Untersuchungen aber an Tiefe mangelt, „ähnlich einer Person, die ein Haus nur von außen betrachtet hat und nie durch die Tür gegangen ist“.

Jiang Xiaoyuan, Lehrstuhlinhaber an Shanghais Jiaotong-Universität, betrachtet das Thema neutraler. Er führt die Gegensätze auf unterschiedliche Geschichtsschreibungsideale zurück.

„Sie [die unterschiedliche Perspektive von Chinesen und Ausländern] spiegelt sich nicht nur in der methodischen Beschreibung und Auslegung historischer Ereignisse, sondern auch der Abwägung zwischen Detailtreue und grobem Umriss“, schrieb Jiang am 25. Februar in seiner Buchbesprechung in China Reading Weekly über „Chinese History: A New Manual“ des britischen Sinologen Endymion Wilkinson.

Jiang weist etwa darauf hin, dass der „Zwischenfall am Xuanwu-Tor“ während der Tang-Dynastie (618-907), eines Staatsstreichs im Jahr 626, bei dem Prinz Li Shimin seinen Weg zur Macht erzwang, indem er seinen Bruder, den Kronprinz, getötet hat, in der chinesischen Geschichtsschreibung weitgehend als bedeutendes Ereignis anerkannt wird, aber in Wilkinsons Buch kaum Erwähnung findet. Der Beschreibung des kaiserlichen Harems widmet der Autor dagegen ein komplettes Kapitel.

Während solch eine Auslassung in den Augen vieler Chinesen „irrational“ erscheinen mag, verteidigt Jiang die Wahl Wilkinsons mit der Begründung, dass es gut sei, eine unterschiedliche Sichtweise zu erhalten.

„Geschichte ist eine menschengemachte Konstruktion und daher nicht objektiv. Aus Wilkinson Perspektive erscheint die chinesische Geschichte möglicherweise anders als aus der chinesischen Sichtweise.“

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