Experten zufolge sollte die Industrie ihren Fokus von der Herstellung auf das Anbieten von Unterhaltung, Dienstleistungen und Fitness-Produkten verlegen, um ein nachhaltiges Wachstum zu erreichen.

Trotz eines beständigen Wachstums durch die steigende Sportbegeisterung stütze sich die chinesische Sportindustrie auf die Herstellung von Ausrüstung und Sportartikeln und verschenke so Potentiale auf dem riesigen Markt, wie Mitglieder des Landeskomitees der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes (PKKCV) anmerkten.

Ma Jilong, ein Mitglied der Sportabteilung des Komitees, hat vorgeschlagen, den Konsum von immateriellen Gütern im Sektor als Schlüssel für ein gesundes Wachstum zu nutzen. „Die öffentliche Nachfrage nach sportbezogenem Konsum hat sich vom Erwerb von Sportartikeln zu einem diversifizierten Paket entwickelt, welches die Einstellung von Trainern, Buchung von Örtlichkeiten und Veranstaltungsanmeldungen umfasst. Das Angebot hinkt bei diesen Dienstleistungen und Produkten noch hinterher“, so Ma, ehemaliger Direktor der Sportartikelabteilung des chinesischen Sportministeriums.

Duan Shijie, der ehemalige Vizeminister für Sport, betonte, dass sich das Land neben Großereignissen wie den Olympischen Spielen auch auf die Austragung von leichter zugänglichen Veranstaltungen konzentrieren sollte, um den wachsenden Appetit der Öffentlichkeit nach Partizipation zu befriedigen.

„Die Austragung von Großereignissen und der Aufbau von riesigen Stadien ist moralisch erbauend, doch das tut wenig für die Verbesserung der öffentlichen Fitness, da die meisten Örtlichkeiten nicht für den Gebrauch durch die Öffentlichkeit konzipiert sind“, so Duan. „Im Vergleich dazu hat die steigende Nachfrage an Marathons den Mangel an kleineren und einsteigerfreundlichen Sportveranstaltungen unterstrichen, an denen normale Menschen teilnehmen können.“

Dem Chinesischen Leichtathletik-Verband zufolge werden jährlich knapp 400 Marathons mit mehr als 2,8 Millionen Teilnehmern landesweit abgehalten. Bei einigen Rennen, wie dem Beijinger Marathon, müssen Veranstalter mithilfe eines Online-Lotteriesystems entscheiden, wer einen Platz an der Startlinie erhält.

Der ehemalige olympische Hürdenläufer Liu Xiang schlug vor, dass Veranstalter mehr Dienstleistungen mit Wertschöpfung anbieten sollten, wie beispielsweise Gesundheitsuntersuchungen, Jogging-Trainings und Erholungsdienstleistungen nach den Rennen.

„Sportkonsum für normale Leute umfasst nicht mehr nur das Kaufen von Schuhen oder Kleidung. An einem Rennen teilnehmen, ein professionelles Spiel mit Bier und Popcorn schauen [...], es gibt reichlich Wege sein Geld auszugeben“, so Liu.

Den größten Beitrag zur Sportindustrie leisten jedoch noch immer der Fertigungssektor und der Verkauf materieller Güter. Ende 2015 hatten sie mit 1,7 Billionen Yuan (233 Milliarden Euro) einen Anteil von 86 Prozent an der Industrie, wie ein Bericht des Sportministeriums vom November feststellte.

Als Teil der Verschiebung der Aufmerksamkeit vom Gewinnen von Goldmedaillen hin zu öffentlicher Fitness und Sportkommerz hat die Zentralregierung 2014 einen ambitionierten Plan zur Erhöhung des Bruttowerts der Sportindustrie auf fünf Billionen Yuan (690 Milliarden Euro) bis 2025 veröffentlicht.