Ein Langzeitexperiment zur Durchführbarkeit langer Weltraumflüge sammelt im südchinesischen Shenzhen seit fast sechs Monaten Daten zur Umwelt in einem hermetisch abgeriegelten Ökosystem und über dessen vier Bewohner.

Vier chinesische Freiwillige leben seit fast sechs Monaten in einer luftdichten Kapsel im südchinesischen Shenzhen und sind nun nur noch einige Stunden davon entfernt, ihr 180-tägiges Experiment zu beenden. Vier Wissenschaftler – drei Männer und eine Frau – nehmen an diesem Experiment teil, welches dafür konstruiert wurde herauszufinden, wie effektiv Essen, Wasser und Sauerstoff unter kontrollierten Bedingungen benutzt und wiederaufbereitet werden können. Der Versuch dieses „kontrollierten ökologischen Lebenserhaltungssystems“ wurde von der Technik des Shenzhou-11-Raumschiffs inspiriert, welches im Oktober zum Raumlabor Tiangong-2 aufgebrochen war.

„Die Pflanzen wurden größtenteils bereits geerntet. Viele wurden frühzeitig gepflanzt und waren jetzt bereit zur Ernte. Wir werden die Kapsel bald verlassen. Die Arbeit mit den Pflanzen hat sich nicht stark verändert. Das ist ungefähr das Gleiche jeden Tag, da sie tägliche Pflege brauchen“, so Luo Jie, einer der Freiwilligen.

Die rund 13.000 Kubikmeter große Kapsel bietet 370 Quadratmeter Nutzfläche und ist in acht Abteile aufgeteilt, einschließlich der Wohnquartiere, Stauraum und des Gewächshauses.

Die Freiwilligen haben 25 verschiedene Pflanzensorten innerhalb der Kapsel kultiviert, unter anderem Weizen, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Soja, Erdnüsse, Kopfsalat, Tausendschön und China-Kohl. Die anderen Pflanzen sind Teil des größeren Ökosystems, welches der Wiederverwertung und Aufbereitung von Sauerstoff und Wasser dient und die Abhängigkeit von Versorgungslieferungen reduziert. Laut dem Arzt der Test-Astronauten Tong Feizhou wird versucht, am Ende eine versiegelte Umgebung zu kreieren, welche völlig selbsterhaltend funktioniert.

Außerhalb der versiegelten Kapsel beaufsichtigen und beobachten andere Wissenschaftler, wie die hermetisch abgeriegelte Umwelt Veränderungen beim Biorhythmus und Schlafmustern sowie der geistigen Gesundheit der Menschen verursacht. „Ich bin hauptsächlich für die letzte Runde der Datensammlung unserer Experimente sowie für die medizinische Beobachtung und Versorgung verantwortlich. Das ist enorm viel Arbeit“, so Tong.

Tang Yongkang, ein anderer Freiwilliger, gab an, dass er sich auf die Analyse der Testergebnisse freue, sobald sie entlassen werden. „Ich bin gespannt. Wir kommen bald raus aus der Kapsel. 177 von 180 Tagen der Mission liegen hinter und nur ein noch wenige vor uns. Ehrlich gesagt, freue ich mich darauf, raus zu kommen.“

Mehr als zwölf chinesische und ausländische Institutionen sind an dem Experiment beteiligt, unter anderem das Chinesische Astronautenzentrum, die Harvard University und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Die Ergebnisse des Experiments werden als äußerst wichtig für die Ermittlung der Durchführbarkeit langer Weltraumflüge erachtet.