Innerer Zusammenhalt und eine umsichtige Regierungspolitik halfen Russland seit 2014 bei der Bewältigung außenpolitischer Krisen, schufen das Fundament für eine gedeihliche Entwicklung.

Der russische Präsident Wladimir Putin hielt am Donnerstag seine alljährliche „Rede zur Lage der Nation“. Er hat sich größtenteils und mit reichlich Zuversicht auf Russlands innere Angelegenheiten konzentriert, über internationale Beziehungen in einer vernünftigen und gelassenen Weise gesprochen. Er pries Russlands Beziehung mit China als Vorzeigemodell für internationale Beziehungen und sagte, dass Moskau gut mit der neuen US-Regierung auskommen will, nicht Feinde sondern Freunde gewinnen will.

Während viele vermuten, dass Russland aufgrund des Drucks durch den Westen gezwungen wird, mit China auszukommen, sagte Putin, dass Russlands aktive Ostpolitik durch „langfristige nationale Interessen und Tendenzen der globalen Entwicklung“ motiviert ist.

Trotz anhaltender Sanktionen durch den Westen scheint Russland die härtesten Zeiten überstanden zu haben. Die russische Wirtschaft schrumpfte auch 2016, aber in schwächerem Maße. Das Land entwickelte sich in diesem Jahr zum größten Exporteur von Weizen und, am wichtigsten, die Ölpreise haben sich auf ungefähr 40 bis 50 US-Dollar (38-47 Euro) pro Barrel stabilisiert.

Unterdrückung durch den Westen und ökonomische Schwierigkeiten haben Russlands Solidarität nicht gebrochen und die Zustimmungswerte Putins sind nach wie vor hoch. Bei der Parlamentswahl im September erhielt seine Partei Einiges Russland eine Rekordzahl an Sitzen. Die meisten Bürger schreiben die Notlage Russlands nicht Putin, sondern der Feindseligkeit vonseiten des Westens zu.

Russland erfreut sich über mehr soziale Solidarität als westliche Nationen, was Putin ermöglicht, auf der internationalen Bühne überzeugt aufzutreten. Er verdient Beifall für die diesjährige Handhabung der Syrienkrise und die Verbesserung der Beziehungen mit der Türkei. Moskau startete eine Reihe von Initiativen, um mit dem Westen fertig zu werden. Aufgrund des baldigen Amtsantritts Donald Trumps wird weitgehend vermutet, dass sich die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Russland etwas entspannen.

Russland hat in Bezug auf die Handhabung des enormen Drucks auf das Land in den letzten drei Jahren eine ausgezeichnete Leistung vollbracht und gezeigt, wie eine Großmacht angesichts umfassenden Drucks, der häufig innenpolitische Schwierigkeiten erzeugt, ihren sozialen Zusammenhalt aufrechterhalten kann.

2014 sanken Russlands Beziehungen mit dem Westen aufgrund der Ukrainekrise auf einen Tiefpunkt. Zudem war das Land angesichts fallender Ölpreise mit einer volkswirtschaftlich extrem schwierigen Situation konfrontiert. Viele sagten voraus, dass Putin seine hohen Zustimmungswerte verlieren, Proteste entstehen und das Fundament seiner Regierung destabilisieren würden. Tatsächlich geschah das Gegenteil. Was Russland im Gefolge des Zusammenbruchs der Sowjetunion erlebt hatte, wiederholte sich nicht. Das offene und diversifizierte Russland hat nie aufgehört, Putin zu unterstützen. Damit wurde der Versuch des Westens vereitelt, Russland mittels Sanktionen und Isolation zu zerquetschen.

Dies zeigt wiederum den Charakter der russischen Nation sowie Putins richtige Einschätzung der Situation und des russischen Wegs. In den Zeiten Michail Gorbatschows verfügte die Sowjetunion über ein besseres Fundament als das heutige Russland, verfiel aber schließlich in Chaos, weil es den falschen Weg verfolgt hatte.

Es ist keine leichte Aufgabe für Russland, sich wieder zu erheben und eine umfassende Modernisierung zu realisieren. Die Vorkommnisse des letzten Jahrzehnts haben den zukünftigen Entwicklungsweg Russlands womöglich bereits vorbestimmt. Aber wichtiger ist, dass Russland gestärkt ist und seiner Bevölkerung ein gutes Auskommen sichern kann. Mit der Bewältigung der Krise hat Russland einen starken Halt gewonnen, der eine gedeihliche Entwicklung ermöglicht.