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Maßnahmenkatalog gegen Mobbing in Chinas Schulen

(German.people.cn)
Dienstag, 15. November 2016
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Die Regierung will dem wachsenden Problem körperlicher und seelischer Peinigungen auf den Schulhöfen begegnen. Die Ursachen sind vielfältig. Eines der Ziele des Maßnahmenkatalogs ist es, das Problembewusstsein zu stärken.

Ein Polizist unterrichtet Schüler an einer Mittelschule in Shenyang in der Provinz Liaoning, um durch die Schaffung eines Problembewusstseins Mobbing zu verhindern. (Foto: Zhao Jingdong, China Daily)

Chinas Regierung hat einen Leitfaden zur Bewältigung des Mobbing-Problems und der Gewalt an Grund- und Mittelschulen veröffentlicht. Der Maßnahmenkatalog wurde von neun Ministerien, einschließlich des Bildungsministeriums, des Obersten Volksgerichts und des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit, am Freitag veröffentlicht. Schulen wurden aufgefordert, das Problembewusstsein für Mobbing zu stärken, Schüler über die Folgen aufzuklären und zu lehren, sich teils auch selbst davor zu schützen.

Darüber hinaus wurde bekannt gegeben, dass schwer verhaltensauffällige Schüler an Sonderschulen, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind, übertragen werden können und den Tätern in schweren Fällen sogar administrative oder strafrechtliche Sanktionen drohen.

Lokalverwaltungen wurden aufgefordert, Arbeitsgruppen unter Leitung verantwortlicher Behörden aufzustellen, um die Einhaltung der Maßnahmen zu beaufsichtigen. Beamte sollen zudem Rechenschaft über schwerwiegende Zwischenfälle oder Gewalt in ihren Zuständigkeitsbereichen ablegen müssen.

Problembewusstsein

Mobbing in chinesischen Schulen sei immer noch ein zu wenig beachtetes Problem, so die Ansicht von Sun Hongyan, einem Forscher am Chinesischen Forschungszentrum für Kinder und Jugendliche.

Der Mangel an Forschung bedeutet jedoch nicht, dass die Situation nicht ernst ist. Am 16. Oktober berichtete das Bildungsministerium über 68 bestätigte Fälle von Mobbing, die sich zwischen Mai und August zugetragen haben. In den letzten Jahren wurden immer wieder Videoclips im Internet hochgeladen, die Jugendliche beim Mobbing von Mitschülern zeigen und landesweit für Schlagzeilen gesorgt haben.

Nach Suns Einschätzung werden viele Fälle nicht gemeldet: „Was wir im Internet und in den Nachrichten sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs.“ Ihre eigenen Erhebungen zeigen, dass viele Kinder davon absehen, Mobbing zu melden. „Viele Lehrer gehen in der Regel davon aus, dass immer zwei zu einem Streit gehören, so dass sie auch das Opfer kritisieren. Schlimmstenfalls sagen Lehrer den Opfern sogar, dass diese auch nicht besser seien.“

Zurückgelassene Kinder

Mobbing tritt besonders oft bei den sogenannten „zurückgelassenen“ Kindern in China auf, die in relativ abgelegenen ländlichen Gebieten leben und deren Eltern zum Arbeiten in die Städte gezogen sind.

Einer Umfrage unter Schülern in ländlichen Gebieten zweier ungenannter Provinzen zufolge, welche im letzten Oktober von der pädagogischen Nichtregierungsorganisation „Growing Home“ durchgeführt wurde, sind 36,3 Prozent von 6.120 zurückgelassenen Kindern in der Schule gemobbt worden. 48,6 Prozent gaben an, dass sie miterlebt haben, wie andere gemobbt wurden.

Untersuchungen haben ergeben, dass Jugendliche, die gemobbt wurden oder werden, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit an Ängsten und Depressionen leiden und sich häufiger selbst Verletzungen zufügen. „Einige, die in der Schule gemobbt wurden, leiden ihr ganzes Leben unter einem niedrigen Selbstwertgefühl, wodurch sie auch ihre Beziehungen am Arbeitsplatz und in der Ehe nicht richtig verarbeiten können. Andere werden selbst zu Tätern“, erklärt Sun.

Eingreifen

Lehrer spielen eine wichtige Rolle beim Intervenieren in den Schulen, doch Sun sieht darüber hinaus auch Potential für die Anstellung von spezialisierten Betreuern: „Nicht nur für die, die gemobbt werden, sondern auch für jene, die selbst mobben, da sie ihrer Wut und Feindseligkeit Luft machen müssen.“

„Als ich in der Schule war, hat sich niemand mit solchen Fragen beschäftigt. Man dachte, es wären nur Streitigkeiten zwischen Kindern, aber für mich war es ein Alptraum. Ich hoffe, niemand muss jemals die Leiden ertragen, die ich durchlitten musste“, erklärt Nutzerin „Xi Leng“ auf einer Online-Plattform über ihre Mobbing-Erfahrung. Obwohl sie in diesem Jahr 20 Jahre alt werde, sei sie von ihren Erfahrungen während der Grundschulzeit noch immer traumatisiert.

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