Obwohl es eine der ressourcenreichsten Regionen der Welt darstellt, ist die Stromversorgung in Afrika immer noch dürftig. Die Afrikanische Union wünscht sich mehr internationale Investitionen, auch aus China.
Dr. Elham Ibrahim, Kommissarin für Infrastruktur und Energie bei der Afrikanischen Union, beim Einführungsvortrag eines Seminars über den globalen Energieverbund im Hauptquartier der Vereinten Nationen im Oktober 2016.
Afrika besitzt rund 40 Prozent des globalen Solarpotentials, 30 Prozent der Windressourcen und 12 Prozent der Wasserkraftressourcen. Der Zugang zu Energie ist jedoch immer noch knapp. 55 Prozent der Bevölkerung, also rund 600 Millionen Menschen, haben keinen Zugang zu modernen Energiedienstleistungen. Die Entwicklung des Kontinents im Bereich Energie besitzt ein großes Potential. Das Konzept eines globalen Energieverbunds kommt für die Afrikanische Union (AU) daher gerade zur rechten Zeit.
Das Konzept eines globalen Energieverbunds bezieht sich auf die Entwicklung eines global vernetzten, flächendeckenden und robusten intelligenten Stromnetzes, unterstützt von einem sogenannten Backbone-Netzwerk mit Ultrahochspannung, welches vor allem der Übertragung sauberer Energie dienen soll. Dieses geplante globale Energienetzwerk soll mit großen Energiebasen in der Arktis und äquatorialen Regionen sowie verschiedenen Kontinenten und Ländern verbunden sein. Zusammengefasst soll ein globaler Energieverbund eine grüne, kohlendioxidarme Plattform für die globale Stromversorgung schaffen, mit umfangreicher Abdeckung, starkem Leistungsvermögen und einem hohen Niveau an Sicherheit und Zuverlässigkeit.
Ende Oktober wurde ein hochrangig besetztes Seminar zusammen von UNDESA (Department für Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen) und GEIDCO (Global Energy Interconnection Development and Cooperation Organization) im UN-Hauptquartier in New York veranstaltet. GEIDCO wurde von Chinas größtem staatlichen Energieerzeuger SGCC (State Grid Corporation of China) ins Leben gerufen, um weltweit die nachhaltige Entwicklung zu fördern. UN-Botschafter aus 45 Ländern, internationale Organisationen, Forschungseinrichtungen und multinationale Unternehmen nahmen daran teil. Dr. Elham Ibrahim aus Ägypten, die Kommissarin für Infrastruktur und Energie bei der Afrikanischen Union, wurde eingeladen, den Eröffnungsvortrag zu halten.
In einem Interview mit People’s Daily Online erklärte Dr. Ibrahim, dass die afrikanischen Länder sich einig seien, dass der globale Energieverbund Afrika eine großen Nutzen bringen würde. Ihr zufolge bedeutet der globale Energieverbund Nachhaltigkeit, Sicherheit, Effizienz und Erschwinglichkeit im Bereich der Energieversorgung. Diesbezügliche Energieprojekte könnten Arbeitsplätze schaffen, die wirtschaftlichen und sozialen Ansprüchen entgegenkommen, und damit der „Förderung des Weltfriedens und der nachhaltigen Entwicklung“ zugutekommen.
Derzeit sei bereits ein Verbund zwischen einigen afrikanischen Ländern wie Ägypten und Äthiopien erreicht worden „Es passiert viel, aber es muss auch gefördert und koordiniert werden“, so Ibrahim. „Die Rolle der AU ist, all diese Projekte gleichzeitig anzugehen, einige Engpässe zu lösen und Regionen miteinander zu verbinden, wenn die Zeit dafür reif ist.“
Afrika hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 Stromversorgung für alle zu verwirklichen. Die Afrikanische Entwicklungsbank hat im Zuge eines „New Deal der Energie für Afrika“ angekündigt, einen universellen Zugang bis 2025 zu schaffen. Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen sieht den universellen Zugang bis 2030 vor. Beim Ausbau der Infrastruktur in Afrika plant die AU, Stromversorgung für zusätzliche 800 Millionen Menschen bis 2040 zu gewährleisten.
Dr. Ibrahim hebt diesbezüglich auch den Beitrag Chinas hervor: „Chinesische Unternehmen sind äußerst umtriebig. Etwa 30 Prozent aller Projekte in Afrika werden von chinesischen Unternehmen durchgeführt.“
Die Kompetenz von SGCC zum Aufbau eines globalen Energieverbunds wurde bereits in China und durch im Bau befindliche Projekte in Brasilien und Indien demonstriert. Der weltweit größte Energieversorger plant, die Energiekrise in Afrika zu bekämpfen, indem sogenannte Backbone-Netzwerke zur Ausfallsicherheit errichtet werden und der Kontinent mit Europa und Asien verbunden wird.
Im Dezember letzten Jahres unterzeichnete SGCC im Rahmen eines Treffens des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping und des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma eine Absichtserklärung zur strategischen Zusammenarbeit mit der südafrikanischen ESCOM (Electricity Supply Commission). SGCC hat bereits enorme Auslandsinvestitionen in einer Höhe von mehr als 42 Milliarden US-Dollar getätigt und ist damit weltweit einer der führenden Stromproduzenten.
Auf dem afrikanischen Kontinent ist diesbezüglich bereits das Stromtransferprojekt für den äthiopischen Renaissance-Damm mit einer Investitionshöhe von 1,46 Milliarden US-Dollar angelaufen. SGCC ist zudem ein wichtiger Beitragsleister für das Wasserkraftwerksprojekt des Mphanda-Nkuwa-Damms des Flusses Sambesi in Mosambik und beim Inga-3-Staudammprojekt in der Demokratischen Republik Kongo. Die zwei Projekte werden den Süden Afrikas mit sicherer, sauberer und zuverlässiger Energie versorgen.