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Steht eine Einigung zwischen Beijing und dem Vatikan kurz bevor?

(German.people.cn)
Mittwoch, 26. Oktober 2016
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Die Verhandlungen zwischen China und dem Vatikan über die Amtseinsetzung von Geistlichen könnten bald ein für beide Seiten vorteilhaftes Ende finden. Doch die nötigen Kompromisse stimmen nicht alle optimistisch.

Jungen beim Gebet in einer katholischen Kirche in der Provinz Shanxi. (Foto: Li Hao, Global Times)

Jüngsten Berichten zufolge befinden sich die Verhandlungen zwischen China und dem Vatikan über ihre diplomatischen und religiösen Beziehungen in der Endphase. Experten und Persönlichkeiten des katholischen Glaubens stimmt die Bedeutungsschwere dieser Gespräche für die katholische Welt und China jedoch auch nachdenklich.

Ihnen zufolge bleiben die Hindernisse für eine vollständige römisch-katholische Präsenz in China enorm und selbst wenn es zu einer Einigung kommen würde, wäre dies nur der erste Schritt auf einem langen Weg für China und den Heiligen Stuhl, eine für beide Seiten zufriedenstellende Situation zu erreichen.

Gegenseitige Vorteile einer „Beijinger Konvention“

Das Hauptproblem einer Einigung sei die Klärung der Frage über die Einsetzung von Bischöfen in China, wie Pater Jeroom Heyndrickx, Missionar und Sinologe, erklärt. „Wir erwarten und hoffen, dass diese Einigung die Tradition der Kirche respektiert, dass Bischöfe vom Papst ernannt werden, und das Prinzip des Evangeliums „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist“ achtet, sodass die chinesische Regierung bei der endgültigen Entscheidung mitwirkt“, so Heyndrickx.

Derzeit ist die katholische Kirche in China in zwei Gemeinden gespalten. Die staatlich sanktionierte Chinesische Katholisch-Patriotische Vereinigung (KPV), führt die staatliche Kirche mit rund 5,5 Millionen Mitgliedern und ernennt ihre eigenen Bischöfe ohne Zustimmung des Papstes. Die Untergrund-Gemeinde hingegen hat, wie einige Experten schätzen, mehr Mitglieder als die KPV und hält ausschließlich dem Papst die Treue, ist der chinesischen Regierung nach jedoch illegal. Papst Benedikt XVI. wies 2007 in einem Brief darauf hin, dass die KPV ihrerseits mit der katholischen Kirchenlehre unvereinbar sei.

Die rund 110 katholischen Bischöfe in China wurden mehrheitlich sowohl von der chinesischen Regierung und dem Vatikan anerkannt. Acht Bischöfe in China genießen jedoch keinen päpstlichen Segen und 30 Bischöfe, die zwar Teil der Untergrundkirche und päpstlich anerkannt sind, werden nicht vom Staat unterstützt.

„Wir glauben, dass das Abkommen impliziert, dass einige (oder alle) dieser illegalen Bischöfe rechtlich anerkannt und eine angemessene Ernennung erfahren werden. Vielleicht werden auch bald einige andere (neu ernannte) Bischöfe mit Zustimmung beider Seiten ordiniert“, so Heyndrickx.

Ein Abkommen würde der größte Durchbruch in den Beziehungen zwischen China und dem Vatikan der letzten 60 Jahre sein. Für China sei es wichtig, weil es „wegen der Rolle des Vatikans als Vertreter der größten einheitlichen Religion der Welt für Chinesen einige der schwierigeren globalen Beziehungen erleichtern würde“, meint Francesco Sisci, leitender Forscher am Zentrum für Europäische Studien an der Renmin-Universität und Vatikan-Experte. „Es würde auch der Aufgabe des Vatikans helfen: dem Frieden in der Welt und der Freiheit des Glaubens.“

Steine auf dem Weg zu einem Endes des „Investiturstreits“

Obwohl eine Einigung bevorzustehen scheint, gibt es laut Experten Kräfte, die das Abkommen sabotieren wollen und so stark sind, dass nichts als wirklich sicher angesehen werden kann, bis ein Vertrag tatsächlich unterzeichnet ist.

„Die Einigung ist sehr technisch und voller Stolpersteine. Zudem gibt es viele Leute, die von allen Seiten direkt oder indirekt daran beteiligt sind und ein Scheitern des Deals sehen wollen oder besser noch eine Explosion“, warnt Sisci vor allzu viel Optimismus. „Beide Seiten haben zahlreiche Kräfte in China und in der katholischen Welt zu bewältigen, die dieses Abkommen aus verschiedenen Gründen ablehnen.“

Und selbst wenn die Vereinbarung getroffen sei, werde das Abkommen nur der erste Schritt auf einem langen Weg sein, um die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Seiten zu verbessern. Viele heikle Fragen werden durch künftige Gespräche gelöst werden müssen, wie Agostino Giovagnoli erklärt, Professor für Zeitgeschichte an der Katholischen Universität vom Heiligen Herzen in Mailand, der die Beziehungen zwischen China und dem Vatikan aufmerksam verfolgt.

In dieser kritischen Phase, in der sich die Verhandlungen derzeit befinden, ist es Experten zufolge wichtig, die Bewältigung der Herausforderungen besonnen anzugehen. „Es ist, glaube ich, wichtig für China und den Vatikan, sich bei diesen und anderen Fragen nicht zu verzetteln, die sich überall auftun könnten. Es ist wichtig, mit ihnen umzugehen, in Ruhe und ohne Überzureagieren“, denn das könnte die Probleme noch verschlimmern, so Sisci.

„Wenn die obersten Führungspersönlichkeiten auf beiden Seiten, Papst Franziskus und Staatspräsident Xi Jinping, Entschlossenheit zeigen, werden sie in der Lage sein, die jeweiligen eigenen internen Hindernisse zu überwinden“, meint Yang Fenggang, Direktor des Zentrums für Religion und Chinesische Gesellschaft an der Purdue University im US-Bundesstaat Indiana.

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