China erwartet die Ankunft seiner Astronauten im Raumlabor Tiangong-2 für einen 30-tägigen Aufenthalt. Sie werden Andockmanöver, Wartungsarbeiten und wissenschaftliche Experimente durchführen.

Während ein chinesisches Raumschiff durch die Leere schießt, um sich mit einem neuen chinesischen Raumlabor zu treffen, sagen Experten, dass ein kolossaler Schritt für den langen Marsch der chinesischen Raumforschung unmittelbar bevorsteht.

Am Montagmorgen wurde Chinas bemanntes Raumschiff Shenzhou-11 auf einer Trägerrakete des Typs Langer Marsch-2F, die vom Satellitenstartzentrum Jiuquan in Nordchina losdonnerte, himmelwärts gesandt.

Shenzhou-11 befördert zwei männliche Astronauten - den 49-jährigen Jing Haipeng und den 37-jährigen Chen Dong. Nach einer zweitägigen Reise werden sie am neuen chinesischen Raumlabor Tiangong-2 ankoppeln, dort 30 Tage leben und arbeiten. Dies entspricht einer Verdopplung des bisher längsten Aufenthalts chinesischer Astronauten im Weltraum.

Tiangong-2 wurde Mitte September gestartet, um das Raumlabor Tiangong-1 zu ersetzen, nachdem das Letztere im März planmäßig ausgemustert worden war.

Wichtiger als die Länge des Aufenthalts ist der Riesenschritt für eine dauerhafte chinesische Raumstation. Experten sagten, dass nach der Pensionierung der Internationalen Raumstation (ISS) im Jahr 2024 Tiangong wahrscheinlich die einzige dauerhafte Raumstation sein wird.

Laut Generalleutnant Zhang Yulin, dem stellvertretenden Chef der Rüstungsabteilung der Zentralen Militärkommission und des bemannten Raumfahrtprogramms, beweist die Mission Shenzhou-11-Tiangong-2 Chinas vollständige Bereitschaft für eine Raumstation.

Sobald die Station einsatzbereit ist, wird China jährlich mehrere Weltraummissionen durchführen, Astronauten, Ingenieure und sogar Touristen transportieren, sagte Zhang.

Während Chinesen im ganzen Land den neuen Schritt in den Himmel gespannt beobachteten, gratulierte Staatspräsident Xi Jinping aus dem indischen Bundesstaat Goa, wo er am Wochenendes einem Gipfel der Schwellenländer beiwohnte.

Ministerpräsident Li Keqiang und weitere Spitzenbeamte beobachteten den Start der Weltraummission im Hauptquartier der Chinesischen Behörde für Bemannte Raumfahrt (CMSA) in Beijing.

Laut Wu Ping, der stellvertretenden Direktorin der CMSA, wird die Kombination aus Shenzhou-11 und Tiangong-2 Begegnungs- und Andock-Technologien prüfen, die Lebensunterstützungsfähigkeiten der Raumschiff-Raumlabor-Kombination kontrollieren sowie Forschungsarbeiten und Technikexperimente durchführen.

Die wichtigste Aufgabe der Mission ist die Überprüfung chinesischer Technologien und Ausrüstungen zur Unterstützung eines langfristigen Aufenthalts im Weltraum sowie die Beobachtung physischer und psychologischer Effekte auf Astronauten, erklärte Shi Yong, ein Entwickler für bemannte Raumschiffe an der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie (CAST).

Er sagte, dass Jing und Chen in Tiangong-2 eine Tretmühle, einen Heimtrainer und weitere Fitnessgeräte verwenden sowie eine spezielle Uniform zur Vermeidung von Muskelschwund tragen werden.

Laut Zhang Bonan, dem Chefentwickler von Shenzhou-11 an der CAST, liegt der Grund für die Reduktion der Besatzung auf zwei Astronauten anstelle von drei wie bei seinem Vorgänger, Shenzhou-10, in den begrenzten Unterkunftskapazitäten des Raumschiffs und des Raumlabors. Außerdem ist die Aufenthaltsdauer der Astronauten im Weltraum länger.

Das Lebenserhaltungssystem von Tiangong-2 verwendet keine Recyclingtechniken, was die Anzahl der Astronauten beschränkt. Zukünftige Erweiterungen der Raumstation werden solche Technologien beinhalten.

Experten sagten, dass die Mission Shenzhou-11-Tiangong-2 zusammen mit vorherigen Missionen den Weg der chinesischen Bemühungen für eine dauerhaft bemannte Station ebnen, welche laut Entwicklern aus drei Teilen - einem Kernmodul, das an zwei Laboren, die jeweils ungefähr 20 Tonnen schwer sind, befestigt wird – besteht.

China plant, das Kernmodul der Raumstation ungefähr 2018 zu starten und den Aufbau der vollständigen Station 2022 zu vollenden.