Einen Monat vor den US-Wahlen hat der Medienrummel einen Höhepunkt erreicht. Die Kandidaten scheuen keine Mühen, um einander schlechtzureden. Viele lässt dies das demokratische System hinterfragen.
Hillary Clinton und jene Medien, die sie bevorzugt haben, haben letzte Woche Skandale um Donald Trump hochgespielt. Sie selbst ist seit langem in eine E-Mail-Affäre verwickelt, welche ihrer Glaubwürdigkeit merklichen Schaden zugefügt hat.
Die öffentlichen Bilder der beiden Kandidaten haben sich bereits verfestigt: Clinton benutzte ihr privates E-Mail-Konto, um Staatsgeheimnisse zu diskutieren und vernichtete Beweise. Sie hat im Namen der Demokratischen Partei Spenden gesammelt, um sie für ihre eigene Kampagne und die Diffamierung anderer Kandidaten ihrer Partei zu nutzen. Sie manipuliert die Medien, damit diese wohlwollend über sie berichten und verheimlichte ihre Gesundheitsprobleme. Sogar noch nach einer Ohnmacht trat sie nicht mit der Wahrheit vor die Öffentlichkeit.
Trump auf der anderen Seite ist unverschämt populistisch. Er greift Muslime an und wird des Sexismus bezichtigt. Obwohl er große wirtschaftliche Verluste erfuhr und Unmengen an Steuern hinterzog, beschreibt er sich selbst als einen äußerst intelligenten und erfolgreichen Geschäftsmann. Trump weigert sich, seine Steuererklärungen zu veröffentlichen, obwohl dies alle anderen US-Präsidentschaftskandidaten seit 1976 getan haben. Er behauptet, er würde sie offenlegen, falls Clinton die 30.000 E-Mails übergeben würde, die sie gelöscht hat.
Es ist möglich, dass beide im wirklichen Leben nicht so schlecht sind und passable ethische Normen besitzen. Es könnte sein, dass das US-Wahlsystem sie so blutrünstig gemacht hat. Sie bezeichnen einander als Bösewichte, weil sie die öffentliche Meinung manipulieren möchten, um die Präsidentschaftswahl zu gewinnen.
Diskreditierung ist ein gewohnter Schachzug in US-Wahlkämpfen und der zwischen Clinton und Trump stellt nicht den heftigsten dar. Vor mehr als einem Jahrhundert schrieb Mark Twain über die zwielichtigen Abmachungen in Wahlkampagnen für das Gouverneursamt. Das US-amerikanische und westliche politische System weist allgemeine Mängel auf, jedoch zeigen sich auch seine Vorteile vor dem Hintergrund vieler Entwicklungsländer, die noch Diktaturen sind, relativ deutlich.
Im Laufe des 20. Jahrhundert sind die meisten Diktaturen verschwunden oder reformiert worden. Das Konzept der Demokratie hat sich auf der ganzen Welt verbreitet und wurde in vielen Ländern in verschiedenen Formen als politisches System übernommen. Ungezügelte Kämpfe um Wählerstimmen sind ein wichtiges Thema in der westlichen Politik und dienen nicht mehr hauptsächlich der Bewerbung politischer Maßnahmen. Westliche Länder haben ein Rechtssystem, das der Sicherung der sozialen Stabilität angesichts eines solchen Chaos dient. In vielen Entwicklungsländern, die hastig von den Industrieländern lernen, kommt es dadurch jedoch nur zu sozialer Instabilität.
Die Wahlen in den USA werden auch weiterhin beste Unterhaltung liefern. Beim Abwärts-Wettlauf werden jedoch fortlaufend Menschen in die Irre geführt und dazu gebracht, den Wert der Demokratie zu hinterfragen. Die Frage, wie Demokratie praktiziert werden sollte, ist weit davon entfernt, beantwortet zu werden.