Am Mittwoch hat der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang seine Kanada-Visite begonnen. Kanadas Regierungschef Justin Trudeau war vom 30. August bis 6. September selbst in China. Die gegenseitigen Besuche der Ministerpräsidenten innerhalb von nur einem Monat zeigen, dass die bilateralen Beziehungen in eine neue Phase eingetreten sind.
Am Donnerstag traf sich Li Keqiang mit Justin Trudeau zu einem umfassenden Gespräch. Auf einer Pressekonferenz im Anschluss daran sagte er, dass China und Kanada über umfassende, gemeinsame Interessen und gute kooperative Beziehungen verfügten. Dabei seien die gemeinsamen Interessen viel größer als die Meinungsverschiedenheiten. Li zeige sich überzeugt, dass beide Staaten ihre Kooperation ausbauen, ihre Freundschaft vertiefen und das politische Vertrauen verstärken könnten. Er kündigte an:
„Wir bestätigen, den jährlichen Dialogmechanismus der Ministerpräsidenten beider Staaten offiziell in Gang zu setzen."
Beide Regierungschefs waren sich einig, dass ein hochrangiger Dialogmechanismus für die bilateralen Beziehungen von großer Bedeutung sei. Die bilateralen Handelsbeziehungen waren auch Schwerpunkt des Gespräches beider Politiker. Trudeau sagte dazu:
„Wir sind einverstanden, über eine Freihandelsvereinbarung zwischen Kanada und China zu diskutieren. Darüber hinaus haben wir ein ehrgeiziges Ziel festgesetzt, nämlich noch vor 2025 das bilaterale Handelsvolumen zu verdoppeln."
Eine Handelsarbeitsgruppe soll entstehen und ein weiterer Dialogmechanismus über Handel und Finanzen steht in den Startlöchern. Nicht nur das bilaterale Handelsvolumen soll sich vor 2025 verdoppeln, sondern auch die Zahl der Touristen. Nicht zuletzt haben beide Seiten ein Verständigungsmemorandum über die Bildungskooperation unterzeichnet.
Die chinesisch-kanadische Kooperation bei der internationalen Fahndung nach korrupten Kadern und ihren Schmiergeldern wird derweil aufmerksam beobachtet. Auf einer von China veröffentlichten Liste mit 100 Einträgen stehen 26 Namen von Korrupten, die sich in Kanada aufhalten sollen und das Land damit auf Rang Zwei der beliebtesten Flucht-Destinationen setzen. China habe bereits mit über 40 Staaten, darunter auch Industriestaaten, Auslieferungsverträge unterzeichnet, sagte Li.
„Wir verhandeln mit der kanadischen Regierung seit mehreren Jahren über den Auslieferungsvertrag. Der Vertrag kann nur gemäß den Gegebenheiten und dem Willen beider Länder sowie nach Einigungen bei Konsultationen abgeschlossen werden. China und Kanada hegen in dieser Frage eine offene Haltung."