Liu Yang, Chinas erste weibliche Astronautin sagte, die Erforschung des Weltalls wäre ohne Frauen nicht komplett.

„Frauen haben Geduld, Einfühlungsvermögen und ein sympathisches Wesen. Das bedeutet, dass sie Konflikte besser vermeiden können, speziell bei den beengten Verhältnissen eines Raumschiffes", sagte Liu Yang anlässlich des ersten Weltraumtages Chinas. Lius Kommentare stehen in Zusammenhang mit den Vorbereitungen Chinas, Astronauten für längere Zeiträume ins Weltall zu schicken. Eine bemannte, chinesische Raumstation soll ihren Betrieb um das Jahr 2020 aufnehmen. „Frauen werden eine wichtigere Rolle spielen, wenn es um längere Zeiträume im Weltall geht", sagte Liu.

Lius erste Weltraumreise ist ein bemerkenswerter Wendepunkt in der chinesischen Einstellung gegenüber Frauen. Für tausende von Jahren haben sie in der feudalen Gesellschaft einen niedrigeren Status eingenommen. Noch vor 100 Jahren mussten viele Frauen die Schmerzen erdulden, welche sogenannte „gebundene Füße" verursacht hatten. Viele mussten außerdem den Ehemann mit anderen Frauen teilen. Mit der Etablierung der Volksrepublik China im Jahr 1949 und der Anmerkung des Vorsitzenden Mao Zedong, wonach „Frauen die Hälfte des Himmels gebührt", begannen sich die Dinge zu ändern.

Heute glaubt Liu, dass Frauen bereit sind, die „Hälfte des Weltalls" einzunehmen und dass sie „zur richtigen Zeit am richtigen Ort" gewesen sei. Es sei ihr Vorteil gewesen, dass es chinesischen Frauen möglich sei, eine größere Rolle in der Gesellschaft zu spielen. Liu trat der Armee 1997 bei. Sie wurde eine erfahrene Pilotin, bevor sie im Mai 2010 als Anwärterin für Weltraumfahrten rekrutiert wurde. Im Juni 2012 flog sie an Bord der Shenzhou-9 ins Weltall. Ihre Anwesenheit auf dem Raumschiff erforderte einige Adjustierungen im chinesischen Weltallprogramm, um den Bedürfnissen von Frauen gerecht zu werden. „Neue Raumanzüge, Unterbekleidung und Sportdressen mussten für die weiblichen Astronauten geschneidert werden. Gerätschaften für Ausscheidungen sind für uns ebenfalls unterschiedlich", sagte Liu.

Bis zum heutigen Tag sind insgesamt mehr als 50 Frauen ins Weltall geflogen. „Die Welt setzt sich aus zwei Geschlechtern zusammen, Flüge ins Weltall sind keine Ausnahme. Die Erforschung des Weltraums wäre ohne die Teilnahme weiblicher Astronauten nicht komplett, und China sollte nicht zurückfallen, wenn es darum geht, Frauen ins Weltall zu schicken", sagte Liu. 2013 wurde Wang Yaping die zweite chinesische Frau, die ins Weltall geflogen ist. Über einen Live-Videofeet gab sie Studenten auf der Erde eine inspirierende Lehrstunde.

Nach Wangs Video bemüht sich Liu, chinesische Mädchen, die Astronautinnen werden wollen zu erklären, wie schwierig die Vorbereitungen sind. Für Frauen kann keine Ausnahme gemacht werden. „Der Weltraum wird dich nie bevorzugen, nur weil du eine Frau bist", sagte Liu. „Daher gibt es keinen Unterschied bei den Trainingseinheiten für Frauen und Männer." Das zweijährige Training hätte sie zu einer starken Person gemacht, sagte Liu. „Jede Einheit ist darauf angelegt, dich an deine Grenzen zu bringen. Ich bin jedes Mal stärker geworden, wenn ich mich selbst herausgefordert habe." Auf die Frage, was sie nach ihrem ersten Weltraumflug 2012 gemacht hätte, sagte Liu, sie hätte nie mit dem Training aufgehört, „um jederzeit bereit zu sein für die nächste Mission". Insbesondere richtet Liu ihren Blick auf einen Platz an Bord der chinesischen Raumstation. Sie möchte unbedingt an dem Programm teilnehmen und beschreibt die Station als „Chinas große Villa im All".