Die chinesische Bevölkerung altert rasant und die öffentlichen Kassen stehen damit vor großen Herausforderungen. Die Rentenfonds sollen nun, nach guten Erfahrungen auf Provinzebene, die Aktienmärkte nutzen, um auch zukünftig liquide zu bleiben.

Chinas Rentenfonds werden dieses Jahr damit beginnen, auf dem A-Aktienmarkt zu investieren. Dieser bereits allseits erwartete Schritt wird 600 Milliarden Yuan (82,59 Milliarden Euro) auf den Kapitalmarkt fließen lassen und dort voraussichtlich die Liquidität der Fonds erhöhen.

Die Bekanntgabe des Starttermins kommt mehrere Monate nachdem der Staatsrat seine Investitionsleitlinie veröffentlicht hat, die es ermöglicht die Rentenfonds in diversifiziertere und riskantere Produkte zu investieren. Das Maximum der Investitionen in Aktien und Kapitalanlagen wurde auf 30 Prozent der Gesamtanlagen festgesetzt.

Der Gesamtwert des chinesischen A-Aktienmarkts betrug nach Daten vom letzten Freitag 44 Billiarden Yuan (6,05Billiarden Euro). Chinas Rentenfonds, welche insgesamt rund 90 Prozent der Sozialversicherungsfonds des Landes ausmachen, hatten Ende 2015 einen Nettovermögenswert von 3,98 Billiarden Yuan (547,66Milliarden Euro). Nach Angaben des Ministeriums für Humanressourcen und soziale Sicherheit erreichten Ende letzten Jahres die Gesamtinvestitionen des Rentenfonds landesweit rund 2 Billiarden Yuan (275,27Milliarden Euro).

Yin Weimin, Minister für Humanressourcen und soziale Sicherheit, sagte letzte Woche: „Detaillierte Richtlinien zur Investierung werden in Kürze vorgestellt und die Investitionen durch dazu beauftragte institutionelle Investoren getätigt werden.“

Nach einer Umfrage der Börse Shenzhen unter 3.874 Kleinanlegern in 219 Städten Chinas, erklärten 77,5 Prozent, dass sie den Schritt der Rentenfonds erwartet haben und dieser Zug eine Welle der Liquidität bringen werde.

Diese Entscheidung soll erwartungsgemäß nicht nur dem Kapitalmarkt, sondern auch den Rentenfonds selbst zum Vorteil gereichen, da die Erträge der Investitionen normalerweise höher sind als jene von Staatsanleihen oder über Zinssätze von Bankanlagen. Kritiker sagen, dass die niedrigen Erträge durch Bankanlagen oder Anleihen nicht die steigende Nachfrage der rasant alternden Bevölkerung decken können.

Forscher sind der Ansicht, dass es noch einige Zeit dauern werde bis die Rentenfonds vollkommen in den Kapitalmarkt eingespeist seien. Provinzen, die bereits ihre lokalen Fonds an die Kapitalmärkte gebracht haben, haben über positive Erträge berichtet. Die südchinesische Provinz Guangdong habe Berichten zufolge bereits 17,34 Milliarden Yuan (2,38Milliarden Euro) nach einer Investition von 100 Milliarden Yuan (13,76 Milliarden Euro) erwirtschaftet.

Sobald die Fonds erst einmal auf dem Kapitalmarkt seien, so Li Daxiao, Chefökonom von Yingda Securities, werde die große Summe die Stimmung am Markt kurzfristig steigern, die Zahl der institutionellen Investoren mehren und helfen, den Markt von ereignisbezogenen Spekulationen zu vermehrten Investitionen in Wertanlagen zu motivieren.

Doch Analysten warnen vor den Schwierigkeiten der Konsolidierung des Pensionsfonds. Sie sind der Ansicht, dass es möglicherweise länger dauern könnte bis der 600-Milliarden-Fond vollständig im Markt eingespeist sei.

Chinas Rentenfonds seien ein Patchwork-System, welches vor allem auf Stadt- und Landkreisebene von der Regierung überwacht werde. Daher sei die Konsolidierung von Fonds auf der Provinzebene schwierig, erklärte Yang Yansui, Leiter des Center for Employment and Social Security an der Tsinghua-Universität in Beijing.

Das Unternehmen Aijian Securities bemerkte in einem Forschungsbericht, dass die Verantwortlichen einen aktiven, aber vorsichtigen Ansatz verfolgen und der Investitionsanteil der Rentenfonds den Kapitalmarkt schubweise betreten werde.

Es wird zudem gesagt, dass die Rentenfonds wahrscheinlich anfänglich in Spitzenpapieren und großen Aktienstocks investiert werden, die relativ stabil sind, bevor man sich riskanteren Investitionen zuwende.