Nordkorea hat am Mittwoch eigener Aussage zufolge zum ersten Mal eine Wasserstoffbombe gezündet. Das Ausland ist empört. Beijing verlangt von Pjöngjang die Einhaltung des Versprechens zur Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel.
Die chinesische Regierung hat am Mittwoch mit „entschiedener Ablehnung“ auf Nordkoreas Ankündigung des ersten erfolgreichen Wasserstoffbombentests reagiert. Andere Länder und internationale Organisationen hielten sich mit Verweis auf fehlende Informationen in der offiziellen Stellungnahme der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA noch mit Äußerungen zurück. Die Details und die Folgen des Tests müssten zuerst noch genau überprüft werden.
Nordkoreas insgesamt vierter Atomtest wurde in der Nähe der chinesischen Grenze durchgeführt. Auf die Tests in den Jahren 2006, 2009 und 2013 reagierte die internationale Staatengemeinschaft jeweils mit massiver Kritik und Sanktionen.
Das China Earthquake Networks Center (CENC) registrierte am Mittwochmorgen um 9:30 Uhr Beijinger Zeit ein Erdbeben der Stärke 4,9 auf der Richterskala in Nordkorea. Das Beben sei „in einer Tiefe von Null Kilometer“ erfolgt, ließ das Zentrum verlauten.
In Hunchun an der Grenze zu Nordkorea und Russland war die Erschütterung klar zu spüren. Ein Tisch, ein Stuhl und ein Blumentopf auf dem Fenstersims hätten gewackelt, erzählt eine Bewohnerin der Kleinstadt im Dreiländereck. Das Beben habe ungefähr drei Sekunden gedauert und sich nach zwei Sekunden Unterbruch wiederholt. Die Beijinger Global Times zitiert einen Mann namens Ren, der nach dem Beben zusammen mit seinen Bürokollegen ins Freie rannte. Einem Restaurantbesitzer zufolge war die Erschütterung so stark, dass einige Leute fast umfielen.
Kurz nach dem Beben vermeldete Nordkoreas amtliche Nachrichtenagentur KCNA die erfolgreiche Durchführung eines Wasserstoffbombentests. Der Test sei vom obersten Führer des Landes Kim Jong-un am 15. Dezember angeordnet worden. Am Sonntag habe Kim den entsprechenden Befehl dazu persönlich unterzeichnet. Laut KCNA war der Test ein „voller Erfolg“.
Die Regierung in Beijing antwortete am Mittwochnachmittag mit einer seltenen schriftlichen Stellungnahme auf die Meldung aus Pjöngjang. Darin heißt es: „Wir fordern die Demokratische Volksrepublik Korea inständig auf, ihre Versprechen zur Denuklearisierung zu achten und jegliche Aktionen einzustellen, die zu einer Verschlechterung der Situation führen könnten.“
Das Ministerium für Umweltschutz werde die Daten überwachen und im Grenzgebiet einen Strahlentest durchführen, kündigte Außenamtssprecherin Hua Chunying kurz nach dem Vorfall an. Bis um ein Uhr nachmittags wurde in der Region jedoch keine erhöhte Gammastrahlung gemessen.
Der UN-Sicherheitsrat kündigte für Mittwoch eine Dringlichkeitssitzung in New York an. Washington werde angemessen auf jegliche „Provokationen“ antworten, ließ Ned Price, der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der Vereinigten Staaten, verlauten.
Moskau rief derweil zur Zurückhaltung auf. Es sei noch nicht bestätigt, dass Nordkorea tatsächlich einen Atomwaffentest durchgeführt habe.
Für Zhang Liangui kommt Nordkoreas jüngster Atomtest nicht überraschend. Pjöngjang habe die Bereitschaft zu seinen Atomplänen in den letzten Jahren immer wieder erneuert, erklärt der Korea-Experte von der Parteischule des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas.
Yu Meihua, ein Experte für Friedensforschung auf der koreanischen Halbinsel des China Reform Forums, befürchtet, dass die USA und ihre Verbündeten Japan und Südkorea Pjöngjangs jüngsten Atomtest als Vorwand benutzen könnten, „um das nächste Wettrüsten in der Region zu initiieren“. Yu vermutet, dass die UNO neue Sanktionen gegen Nordkorea erheben wird und dass sich das Tempo der wirtschaftlichen Zusammenarbeit des isolierten Landes mit dem Ausland dadurch verlangsamen wird.