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Was bedeutet die Aufhebung der Ein-Kind-Politik für chinesische Familien?

(CRI)
Montag, 28. Dezember 2015
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Ende der 1970er Jahre wurde in China die sogenannte "Ein-Kind-Politik" gesetzlich verankert. Ziel war es, das Bevölkerungswachstum des Landes, das sich in der Anfangsphase der Öffnung befand und dessen Ressourcen, insbesondere in Städten, an ihre Grenzen stießen, zu bremsen. Da sich die Ein-Kind-Politik auf die städtische Bevölkerung richtete, waren Angehörige von nationalen Minderheiten und die ländliche Bevölkerung von der Politik nicht betroffen.

Allerdings leben derzeit über die Hälfte der 1,3 Milliarden Chinesen in den Städten und seit 2010 ist China hinter den USA die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Die Behörden sahen deshalb eine Änderung der Familienplanungspolitik für notwendig an.

Li Bin, Vertreterin der Nationalen Kommission für Gesundheit und Familienplanung, erklärt:

"Die Umsetzung der Politik wird die demografische Struktur optimieren, das Angebot an Arbeitskräften vergrößern, den Druck der alternden Bevölkerung senken, eine ausgewogene Entwicklung der Bevölkerung fördern und zu einer gesunden Entwicklung der Wirtschaft beitragen."

Doch viele sind gespannt, in wieweit die Änderung der Politik einzelne Familien beeinflusst.

Li Lanlan zog mit ihrem Mann nach Beijing, um dort Arbeit zu suchen. Sie ist eine von vielen, die ohne einen "Hukou", also ohne das gültige Wohnsitz-Melderegister, in der chinesischen Hauptstadt leben.

Das bedeutet, sie, ihr Mann und ihr Kind haben keinen Zugang zu den Sozialleistungen, die diejenigen mit einem Beijinger "Hukou" in Anspruch nehmen können.

Li sagt, das sei ein wichtiger Aspekt, den sie bei der Entscheidung für oder gegen ein zweites Kind berücksichtige.

"Derzeit müssen wir eine befristete Aufenthaltserlaubnis beantragen und die hohen Gebühren zahlen, wenn unser Sohn das Kindergarten-Alter erreicht. Der finanzielle Druck wird noch größer, wenn er dann in die Schule kommt. Im Moment leben wir in einer Mietwohnung."

 

Seit der Einführung der Ein-Kind-Politik in China haben sich große Änderungen in der Sozialdynamik vollzogen. Steigende Preise infolge der Marktwirtschaft, insbesondere in Großstädten, haben die Lebenshaltungskosten der Einwohner in die Höhe getrieben. Das ist ein weiterer Faktor, den junge Paare bei der Entscheidung für das erste und auch ein zweites Kind berücksichtigen müssen.

Die 30-jährige Fan Juan ist seit fünf Jahren verheiratet. Sie arbeitet in einem Forschungszentrum, in dem die Mehrheit der Angestellten weiblich ist. Fan sagt, sie plane momentan kein Kind. Einer der Gründe sei, dass Arbeitgeber die Familiendynamik bei der Personaleinstellung berücksichtigten.

"Meine Arbeit ist nicht übermäßig stressig. Dennoch ziehen Arbeitgeber Geburten in die Überlegungen ein. Mein jetziger Chef hat mir beim Einstellungsgespräch eine aussichtsvolle Zukunft vorhergesagt, dafür sollte ich aber innerhalb von drei Jahren am besten kein Kind bekommen, erklärte er mir."

In China ist eine heftige Debatte darüber ausgebrochen, wie das Problem der Geschlechterdiskriminierung angegangen werden sollte.

Yang Changgang, Demografie-Experte der Universität für Finanzwesen und Wirtschaft Südwestchinas, fordert besseren Mutterschutz durch die Gesetzgebung.

Yang Juhua, Professorin für Soziodemographie an der Beijinger Renmin Universität, ruft Arbeitgeber auf, im Vorfeld der "Zwei-Kinder-Politik" zu handeln:

"Große und mittelgroße Unternehmen sollten sich mit den Kommunen abstimmen, um ihren Angestellten Kinderbetreuung anzubieten. Sollte diese Möglichkeit nicht in Betracht kommen, müssen die Firmen die Gründung eines Betriebskindergartens in Erwägung ziehen."

Solche Maßnahmen können jedoch untragbare Kosten für die Arbeitgeber mit sich bringen. Aus diesem Grund solle die Regierung es den Unternehmen durch familienfreundliche Politik einfacher machen, so Yang Juhua.

"Steuerermäßigungen wären denkbar. Alle Unternehmen müssen Steuern zahlen. Sollten Firmen Steuersenkungen gemäß des Anteils der weiblichen Mitarbeiter und der Zahl von Müttern, die ein zweites Kind bekommen, erhalten, könnten Unternehmen motiviert werden, familienfreundliche Maßnahmen zu ergreifen."

Übersetzt von Xiao Lan 

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