Die Terrororganisation IS soll einen Chinesen und einen Norweger in ihre Gewalt gebracht haben. Während Oslo die Zahlung eines Lösegelds aus Prinzip ausschließt, will Beijing zuerst die Faktenlage prüfen.
In der jüngsten Ausgabe seines englischsprachigen Magazins Dabiq behauptet der Islamische Staat (IS), einen Chinesen und einen Norweger in seine Gewalt gebracht zu haben. Für die Freilassung der beiden Geiseln verlangt die Terrororganistion ein Lösegeld in ungenannter Höhe.
„Wir haben Kenntnis von den Berichten und sind dabei, sie zu verifizieren“, sagte Außenamtssprecher Hong Lei an der täglichen Pressekonferenz am Donnerstag. Lei bekräftigte die starke Ablehnung der chinesischen Regierung gegen jegliche Übergriffe auf unschuldige Zivilisten.
Beim Mann, den der IS in einem einseitigen Inserat „zum Verkauf“ anbietet, soll es sich um den 50-jährigen Fan Jinghui handeln. Der Beijinger ist als freiberuflicher Berater tätig. Im Inserat steht auch eine Nummer mit dem Hinweis, „für wer auch immer das Lösegeld für seine Freilassung bezahlen möchte“. Wann und wo Fan gefangen genommen wurde und ob er überhaupt noch am Leben ist, geht aus dem Inserat nicht hervor.
Bei der norwegischen Geisel soll es sich um den 48-jährigen Ole Johan Grimsgaard-Ofstad aus Oslo handeln. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua vermeldete, hat Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg am Mittwoch bestätigt, dass ein norwegischer Staatsangehöriger vom IS in Syrien gekidnappt wurde. Die Regierung in Oslo weigere sich jedoch, für dessen Freilassung ein Lösegeld zu bezahlen. „Norwegen bezahlt kein Lösegeld. Von diesem Prinzip können wir nicht abweichen“, wird Solberg zitiert. Die Bezahlung eines Lösegeldes erhöhe das Risiko, dass weitere Bürger ihres Landes entführt würden.
Chinesischen Medienberichten zufolge hat Fan in einer Radiosendung erzählt, dass er nicht gerne zu lange an einem Ort bleibe und die Unsicherheit des „Herumwanderns“ genieße. „Viele Menschen wagen es wegen des Alltagsdrucks, der Realität oder wegen ihrer Familie nicht, ein Wanderleben zu führen. Ich bin sicher, dass sich viele Menschen für ein solches Leben entscheiden würden, wenn ihre Grundbedürfnisse gewährleistet wären“, soll Fan gesagt haben.
Liu Guofu, der Direktor des Zentrums für Nahoststudien am China Institute of International Studies (CIIS), warnt vor voreiligen Schlüssen. Es würden noch zu wenige Details vorliegen. „Die Verifizierung hat Priorität, bevor wir über das weitere Vorgehen sprechen. Es sollte überprüft werden, ob Fan mit irgendeinem Unternehmen oder mit irgendeiner Institution in Verbindung steht, die für seine Sicherheit verantwortlich ist.“ Li warnt chinesische Bürger auch davor, in Länder oder Regionen zu reisen, in denen Konflikte herrschen.