Wu Yijia, die Geschäftsführerin der Yiwu Qijia Garment Company, teilt Zhus Optimismus nicht ganz: „Einige Leute denken, dass die Abwertung des Yuan eine gute Nachricht für Exporteure aus arbeitsintensiven Branchen wie der unseren ist. Unsere Kunden aber reagieren umgehend auf solche Währungsänderungen.“ Bereits mehrere ausländische Kunden hätten bei ihr nach günstigeren Preisen nachgefragt.
„Die chinesischen Textilexporteure haben ihren Kostenvorteil in den letzten Jahren verloren“, erklärt Wu. „Wenn wir Kunden wegen des Preises ablehnen, wenden sie sich an die Hersteller in südostasiatischen Ländern wie Kambodscha und Vietnam. Gehen wir auf ihre Angebote ein, dann riskieren wir eine Aufwertung des Yuan.“
Um aus diesem Dilemma herauszufinden, hat Wus Firma begonnen, Produkte billig in Südostasien einzukaufen und sie an ihre Kunden im Ausland weiterzuverkaufen. „Importierte Textilien machen inzwischen knapp 30 Prozent unseres Gesamtumsatzes aus“, sagt Wu. „Die Abwertung des Yuan wird unsere Importkosten erhöhen.”
Die Yiwu Qijia Garment Company hat von der Abwertung des Yuan aber auch profitiert. „Es stimmt, die Abwertung des Yuan hat uns geholfen, auf dem Weltmarkt konkurrenzfähiger zu werden“, räumt Wu ein. „Die Vorteile aber sind bei weitem nicht so groß wie die Leute denken.“
Wus Firma exportiert jedes Jahr Frauenkleider im Wert von 30 Millionen Yuan (4 Millionen Euro). Ihre wichtigsten Märkte sind Europa, Russland, Japan und Brasilien. Zuviel Optimismus ist ihrer Meinung nach derzeit jedoch nicht angebracht: „Durch die Währungsänderung verdienen wir vielleicht zusätzlich 150.000 bis 180.000 Yuan (20.000 bis 24.000 Euro). Aber niemand weiß, in welche Richtung sich der Yuan in Zukunft entwickeln wird.“
Shao Longhe teilt Wus Einschätzung. Auch der Geschäftsführer der Zhejianger Welfull Group glaubt nicht, dass die Yuan-Abwertung das Exportgeschäft stark fördern wird. Das Staatsunternehmen, das Shao leitet, exportiert jährlich Textilien, Taschen und Möbel im Wert von 200 Millionen Yuan (Euro). Das Unternehmen hat die meisten Verträge mit seinen ausländischen Kunden zur alten Wechselkursrate unterzeichnet. Obwohl Shao bereits 20 Jahre im Geschäft ist, weiß er noch nicht, was für Preise und Raten er bei der Erneuerung dieser Verträge im nächsten Jahr festlegen soll.
„Die Abwertung des Yuan allein genügt nicht, um die chinesischen Exporte wieder auf das Niveau zu bringen, das sie 2008 vor der Finanzkrise hatten, weil die Auslandsnachfrage zu schwach ist“, glaubt Shao. „Die meisten Exporteure in China verdienen ihr Geld mit der Menge. Das funktioniert aber nicht, wenn die Nachfrage weiter zurückgeht.“