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Mutter Li und ihre 76 Kinder

(German.people.cn)
Dienstag, 04. August 2015
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Seit beinahe 20 Jahren hilft die heute 45-jährige Li Lijuan vernachlässigten und verwaisten Kindern dabei, ihren Platz im Leben zu finden. Seit 1996 hat sie 76 Kinder adoptiert.

Um die Vielzahl ihrer adoptierten Kinder großziehen zu können, ist die aus Wuhan in der Provinz Hebei stammende „Mutter Li“ in ein abgelegenes Dorf gezogen.

Die Adoption ihres ersten Schützlings ergab sich eher zufällig, als sie eines Tages auf der Straße ein verlottertes dreijähriges Mädchen sah, das von einem Mann angehalten wurde, wie ein Hund zu bellen. „Der Mann zwang das Mädchen dazu, schreckliche Dinge zu tun und das machte mich wütend“, erinnert sich Li, die daraufhin die Polizei einschaltete. Nachforschungen ergaben, dass die Mutter des Mädchens sich nach dem Tod ihres Mannes aus dem Staub gemacht hatte und die Kleine von dem Mann gekauft und zum Betteln gezwungen wurde.

Li beantragte die Adoption und bekam das Mädchen.


Li und ihr 27. adoptiertes Kind

Die Entscheidung zu diesem Schritt wurzelt in Lis eigener Vergangenheit. Um Geld für Drogen zu bekommen, verkaufte ihr Exmann heimlich den gemeinsamen 4-jährigen Sohn. Li gelang es jedoch, den Käufer ausfindig zu machen und ihren Sohn „zu einem wesentlich höheren Preis zurückzukaufen“.

Wann immer sie von leidenden Kindern hört, schmerzt ihr das Herz, erzählt Li. „Liebe ist eine gute Medizin. Sie hat meine Wunden geheilt und ich möchte den Kindern die Liebe einer Mutter schenken.“

Über die Jahre hat Li immer mehr Kinder bei sich aufgenommen.

Einige ihrer Sprösslinge seien direkt nach der Geburt vor ihrer Türe abgelegt worden, erzählt sie. Die ausgesetzten Kinder hatten alle Behinderungen oder Krankheiten. „Die Eltern wollten keine behinderten Kinder und haben sie deshalb zu mir gebracht“, so Li.

65 ihrer 76 Ziehkinder haben geistige oder körperliche Einschränkungen und leiden unter anderem an zerebraler Kinderlähmung, Gaumenmissbildungen oder Blindheit. In den meisten Fällen hat sich ihr Zustand verbessert.

„Ich tue und gebe alles, um sie behandeln zu lassen und sie großzuziehen“, sagt Li, die eine besondere Schwäche für behinderte Kinder entwickelt hat.

Laut Lis Freundin, Liu Suguo, war Mutter Li in den 90er Jahren eine vermögende Frau. „Sie stammt aus einer reichen Familie und verdiente in ihren Zwanzigern 4 Millionen Yuan (586.278 Euro).“ Das Geld für die medizinische Versorgung und den Unterhalt der vielen Zöglinge aufzubringen, stellte daher in dieser Zeit kein Problem für sie dar. Ein Straßenbauprojekt legte jedoch die Mine still, die Li betrieb und zwang sie letztendlich zum Umzug aufs Land, wo sie heute Geflügel und Nutztiere züchtet und 1,3 Hektar Land bebaut.

Sie hat Frauen aus dem Dorf angestellt, die ihr mit den Kindern helfen. Derzeit beschäftigt sie 20 Personen.

Mit der wachsenden Kinderschar wurde Mutter Li im Umkreis immer bekannter. Dies führte zu Spenden in Form von Geld, Kleidern oder Kindernahrung. Auch Ärzte der umliegenden Städte boten an, die Kinder kostenlos zu untersuchen und medizinisch zu versorgen.

Doch brachte der zunehmende Bekanntheitsgrad auch Kritiker mit sich, die Mutter Li beispielsweise vorwerfen, das alles nur zu tun, um berühmt zu werden.

„Ich möchte darüber nicht urteilen, doch gibt es nichts daran zu rütteln, dass viele arme Kinder von der Adoption durch Li profitieren und gesund aufwachsen“, sagt ein örtlicher Taxifahrer namens Jia.

Mutter Li will sich von den Anfeindungen nicht beirren lassen: „Ich werde so weitermachen, denn wir bringen uns gegenseitig Freude.“

Fünf ihrer Adoptivtöchter sind bereits verheiratet. Einer ihrer Ziehsöhne arbeitet als Beamter in der Provinz Shaanxi, drei studieren und zwei weitere haben im Juni die diesjährige landesweite Hochschulaufnahmeprüfung absolviert. 

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