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Öko-Eis für Chinas Schulen (2)

(German.people.cn)
Montag, 27. Juli 2015
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Sie haben Ihre erste Eisbahn nach Hongkong verkauft. Wenig später folgte ein weiterer Auftrag vom Casino „Venetian“ in Macau. Wie wichtig waren diese Kunden aus China für die Entwicklung Ihres Geschäfts?

Diese chinesischen Käufer waren insofern wichtig, weil sie uns vertraut haben, ohne unser Produkt wirklich zu probieren. Sie haben bei uns einfach eine Bestellung gemacht. Schweizer Kunden hingegen sind tendenziell eher vorsichtig und klären alles genau ab. Chinesen sind viel unternehmerischer und entscheidungsfreudiger. Das Gleiche gilt auch für die Amerikaner und Kanadier. Erst jetzt, nachdem wir bereits Bahnen nach Kanada, USA und China verkauft haben, kommen auch die Schweizer langsam auf den Geschmack.

Sie haben die Glice Innovational AG im Jahr 2012 mit einem bescheidenen Startkapital von 100.000 Schweizer Franken gegründet. Wie sind die Chinesen eigentlich auf Ihr kleines Unternehmen aufmerksam geworden?

Durch reinen Zufall! Den Geschäftsmann aus Hongkong, der bei uns die erste Bahn bestellt hat, habe ich in New York auf dem Flughafen vor dem Abflug nach Chicago getroffen. Er hat mich gefragt, was ich beruflich mache und fand die Idee super. Kurz darauf erhielten wir unsere erste Bestellung. Das war der Zufall des Lebens.

Inzwischen verkaufen Sie Ihr synthetisches Eis auch nach Nord- und Südamerika, in den Nahen Osten und sogar nach Afrika. Welchen Stellenwert hat für Sie der chinesische Markt?

Nach den USA und Kanada ist China für uns ganz klar der wichtigste Markt. Aus dem einfachen Grund, weil China ein riesiger Markt ist. Die Chinesen werden immer gesundheitsbewusster und treiben immer mehr Sport, was vom Staat aktiv gefördert wird. Wir spüren, dass großes Interesse an unserem Produkt da ist. Hinzu kommt ein bildungsspezifisches Element, das wir in anderen Märkten so nicht kennen.

Was meinen Sie damit?

Die Leute in Afrika oder Lateinamerika kaufen unsere Eisbahn, weil sie einfach Spaß haben wollen. Chinesische Eltern aber sind sehr bildungsbewusst. Sie wollen nicht nur, dass ihre Kinder Spaß haben, sondern auch, dass sie etwas lernen. Schlittschuhlaufen und Eishockey muss man lange trainieren, bis man wirklich gut darin ist. Beide Sportarten erfordern eine hohe künstlerische Fertigkeit. Und ich denke, genau das gefällt den chinesischen Eltern.

Im Gegensatz zu Europa oder Nordamerika gibt es in China keine Eishockey-Tradition und auch das Eiskunstlaufen ist nicht weitverbreitet. Ist das für Ihr Geschäft eher ein Vor- oder Nachteil?

Wenn eine solche Tradition schon existieren würde, müssten wir unser Konzept natürlich nicht mehr groß erklären. Andererseits ist das Fehlen einer solchen Tradition für uns auch eine Chance: So können wir nicht nur Eisbahnen verkaufen, sondern ganze Schulungskonzepte. Da das Bedürfnis nach Schulung in China besonders groß ist, sind wir jetzt daran, ein Freizeit- und Schulprojekt für Eishockey und Schlittschuhlaufen zu konzipieren. Der Schweizer und der Internationale Eishockey-Verband sowie Schulen in Kanada und den USA unterstützen uns dabei.

Die Abnehmer Ihrer Kunsteisbahnen sind hauptsächlich Shoppingzentren, Freizeitparks und Eishockeyschulen. Wie viele Bahnen haben Sie in China schon verkauft? Und an wen?

Inklusive Macau und Hongkong waren es bisher sieben Bahnen. Unter den Abnehmern waren unter anderem auch Einkaufszentren. In Zukunft dürften aber auch Schulen hinzukommen, da die chinesische Regierung sehr daran interessiert ist, dass die Kinder eine ganzheitliche Ausbildung bekommen. Es sieht zudem ganz danach aus, dass immer mehr Schulen Eishockey und Schlittschuhlaufen in ihr Angebot aufnehmen.

Wie sieht die momentane Auftragslage in der Volksrepublik aus?

Wir arbeiten in China derzeit an 20 bis 30 Projekten. Wir gehen davon aus, dass wir diese Projekte innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre abschließen können.

Haben bei Ihnen auch schon reiche Chinesen angeklopft, die eine Bahn für den privaten Gebrauch wollten?

Bis jetzt haben wir in China noch keine solche Anfrage bekommen. Ich wäre allerdings nicht überrascht, wenn dies bald der Fall sein würde. Denn in den USA erhalten wir täglich Anfragen von Privatleuten über unsere Webseite www.glicerink.com/de.

Die Panele, aus denen Ihre Eisfelder bestehen, stammen aus Europa. Installieren Sie Ihre Eisbahnen in China selbst oder wird diese Arbeit von lokalen Partnern übernommen?

Wir arbeiten mit einer lokalen Partnerfirma zusammen, deren Mitarbeiter von uns geschult worden sind. Einfache Standardbahnen werden von dieser Firma aufgebaut. Bei Spezialanfertigungen – etwa bei einer runden oder besonders großen Bahn – ist immer auch ein Supervisor aus der Schweiz dabei.

Sie waren geschäftlich schon öfters in China unterwegs. An welches Erlebnis erinnern Sie sich besonders gerne?

An die Einweihung einer Bahn vor kurzem in Dalian. Nach getaner Arbeit haben wir mit allen Beteiligten in einem japanischen Thermalbad gefeiert. Die Freude, die da gelebt wurde, hat mir sehr imponiert.

Das Milliardenreich ist aber auch als Land der Raubkopierer bekannt. Haben Sie keine Angst, dass Ihre Geschäftsidee schon bald kopiert werden könnte?

Es gibt tatsächlich Firmen, die uns versuchen zu kopieren. Aber wir haben keine Angst. Der Fabrikationsprozess ist extrem abhängig von den Rohmaterialien. Einmal haben wir versucht, unser Produkt in den USA mit lokalen Maschinen und Rohstoffen herzustellen, weil es dort so gefragt ist. Wir kriegten jedoch nicht dieselbe Qualität hin wie in Europa. Und selbst wenn ich jetzt die genaue Formel von „Glice“ veröffentlichen würde, glaube ich nicht, dass eine andere Firma damit an unsere Qualität herankommen würde.

Sie bezeichnen sich selber als Tüftler. An welchem Projekt arbeiten Sie derzeit?

Wir haben bereits ein neues Hard- und Softwaresystem lanciert, das mit Daten aus Mikrochips gefüttert wird, die in Schlittschuhen eingebaut sind. Dank diesem System können die Betreiber von Eisbahnen ihr Geschäft besser verwalten. Das System zeigt ihnen beispielsweise an, wie viele Personen sich gerade auf dem Eisfeld befinden, wie lange jemand auf dem Eis war, oder wann die Schlittschuhe neu geschliffen werden müssen. Dieses System wollen wir nicht nur an unsere Kunden verkaufen, sondern an alle Eisbahnen weltweit.


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