Seinen Schweinen Spritzen zu geben, ist für den Viehzüchter Liao in Guangdong Alltag. Doch der Effekt der Medikamente wird mit der Zeit immer schwächer, weshalb Liao die Dosis erhöhen muss. „Wir haben oft selber sehr viele Bedenken, dass wir den Tieren zu viele Arzneimittel verabreichen", erklärt Liao.

Laut Forschungsergebnissen der chinesischen Akademie für Naturwissenschaften wurde ich China im Jahr 2013 eine entsetzliche Menge an Antibiotika eingesetzt. Mit 162.000 Tonnen wurde etwa die Hälfte der Antibiotika der Welt in China verbraucht. Davon wurden 52 Prozent an Tiere verabreicht. Über 50.000 Tonnen Antibiotika wurden in die Erde und in Gewässer ausgeschieden. Wie die Experten mitteilten, stammen die Antibiotika in der Umwelt aus Alltags- und Krankenhausabwasser, Futtermitteln und Abwasser aus der Fischzucht. Der Hauptgrund sei der Missbrauch der Antibiotika in der Viehzucht.

Obwohl die Antibiotikareste in der Umwelt keinen direkten Schaden am Menschen verursachen, liegt die echte Gefahr in der Erhöhung der Arzneimittelresistenz von Viren. Der Zusammenhang zwischen der Entstehung von sogenannten „Super-Viren" und der Antibiotikaverschmutzung ist erwiesen.

Wie Li Lanjuan, Expertin für Infektionskrankheiten an der chinesischen Akademie für Ingenieurwissenschaften erklärt, würden die Risiken auch bei normalen Operationen wie Kaiserschnitten und Gelenkprothesenwechseln vervielfacht, sollte es zu einer kompletten Arzneimittelresistenz von Viren kommen.

Um die Situation zu verändern, soll das Bewusstsein der Bevölkerung für den Missbrauch von Antibiotika geweckt werden. Die strengste Verwaltungsmethode über die klinische Anwendung von Antibiotika, die seit 1. August 2012 in Kraft ist, schränkt die Befugnisse der Ärzte beim Verschreiben von Antibiotika stark ein. Es fehlen in China jedoch weiterhin Vorschriften über die Anwendung von Antibiotika in der Agrarwirtschaft und der Viehzucht, um die Quelle der Verschmutzung zu kontrollieren.