Die Präsidentin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hat den IWF-Exekutivvorstand darüber informiert, dass bei den Verhandlungen über die griechische Schuldenkrise keine Ergebnisse erzielt wurden. In einer Erklärung am Sonntag zeigte sie sich darüber sehr enttäuscht. Allerdings werde der IWF weiterhin mit Athen Kontakte pflegen, so Lagarde weiter.
Lagarde fügte hinzu, die kommenden Tage seien ausschlaggebend. Sie begrüße die Erklärung der Eurogruppe und der EZB zur Gewährleistung der Einheit und Stabilität der Eurozone durch bestehende Mechanismen. Diese Erklärung bekräftige erneut, dass die Eurozone rechtzeitig und effektiv auf die kommende Situation vorbereitet sei. Der IWF werde die weitere Entwicklung Griechenlands und von anderen Ländern aufmerksam beobachten und notwendige Hilfen gewährleisten.
Lagarde betonte, ihre Organisation werde mit Athen und anderen europäischen Seiten weiterhin Verhandlungen führen. Allerdings müsse Griechenland auch passende, strukturelle und finanzielle Reformen umsetzen.
Am 27. Juni hatten die Finanzminister der 18 Eurostaaten auf einer Dringlichkeitssitzung beschlossen, eine Verlängerung des bis Ende Juni ablaufenden Hilfspakets für Griechenland abzulehnen. Der griechische Finanzminister erklärte diesen Beschluss für inakzeptabel.
Am Sonntag hatte die griechische Regierung einen Antrag angenommen, wonach ein Referendum über den von internationalen Gläubigern vorgelegten Entwurf für eine Vereinbarung über die Schuldenkrise abgehalten werden sollte. Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras sagte am gleichen Tag in einer Fernsehansprache, verschiedene Staatsbanken sollten gemäß dem Vorschlag der Zentralbank ihre Geschäfte einstellen und eine Kapitalkontrolle einführen. Er rief die internationalen Gläubiger erneut dazu auf, das genannte Hilfspaket um einige Tage zu verlängern, damit die Lage in Griechenland nicht außer Kontrolle gerate. Einige Stunden vor der Rede von Tsipras ließ die Europäische Zentralbank verlauten, die Dringlichkeitshilfe für Griechenland auf dem gegenwärtigen Niveau aufrechterhalten zu wollen. In der Vergangenheit galt diese Hilfe der EZB als Hauptquelle der zirkulierenden Kapitalmittel für verschiedene Banken in Griechenland.
Gemäß dem am 25. Juni von internationalen Gläubigern vorgelegten Entwurf für eine Vereinbarung würde das gültige Hilfspaket um fünf Monate bis Ende November verlängert werden. Inzwischen könnte Griechenland vier Kredite in Höhe von 15,5 Milliarden Euro erhalten, darunter 1,8 Milliarden Euro vor dem 30. Juni. Allerdings sei die Voraussetzung dafür, dass Griechenland unter der Aufsicht der internationalen Gläubiger mehrere Spar- bzw. Reformmaßnahmen einleitet.
Weil die Kapitalmittel der griechischen Regierung bald erschöpft werden, könnte Athen die am 30. Juni ablaufenden IWF-Kredite von zirka 1,6 Milliarden Euro nicht zurückzahlen, falls beide Seiten in kurzer Zeit keine Vereinbarung erreichen. So könnte Griechenland gezwungen sein, aus der Eurozone auszutreten.