Chinas Exporte sind gestiegen, die Importzahlen hingegen lassen einen deutlichen Abwärtstrend erkennen. Nach Einschätzung der allgemeinen Zollverwaltung ist das eine enttäuschende Handelsbilanz für die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt.
Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind die Ausfuhren um 2,8 Prozent auf rund 170 Milliarden Euro gesunken, verglichen mit einem Rückgang von 6,2 Prozent im April dennoch eine Erholung. Der Import verlangsamte sich auch in diesem Monat von 16,1 auf 18,1 Prozent weiter, das entspricht rund 117 Milliarden Euro. Während die Einfuhrzahlen hinter den Erwartungen zurückblieben, weitete sich der Außenhandelsüberschuss so von 30 Milliarden Euro im April auf 54 Milliarden aus.
„Chinas Außenhandelsbilanzen waren wiederholt enttäuschend“, sagt Zhou Hao, Ökonom bei der Australia & New Zealand Banking Group Ltd. „Obwohl sich die Exportumsätze verbessert haben, haben die Importe bei weitem nicht die Markterwartungen erfüllt, was auf eine immer noch eher laue Nachfrage im Inland hinweist.“ Die Volkswirte sehen die niedrigen Rohstoffpreise und den „Wechselkurseffekt“, also die Stärke der chinesischen Währung, als Grund für den Importeinbruch.
Zhou ergänzt: „Unserer Meinung nach werden sowohl Konsum als auch Investment aufgrund der Umsetzung fiskalpolitischer Entscheidungen und einer gelockerten Währungspolitik wieder zunehmen. Außerdem hat das Finanzministerium gerade die Zölle auf mehrere Konsumgüter gesenkt, so dass ein leichter Anstieg in naher Zukunft zu erwarten ist.“
Ab diesem Monat will die chinesische Regierung die Einfuhrzölle ausgewählter Artikel, wie Hautpflegeprodukte, Windeln, Stiefel und Anzüge, um 50 Prozent senken. Um noch konkurrenzfähiger zu werden, so gab der chinesische Staatsrat vergangenen Monat bekannt, sollen die Handelsbeziehungen mit weiteren Ländern und Regionen ausgebaut und die Qualität und Auswahl von Exportwaren erhöht werden. Denn bis 2020 sei das Ziel, nicht nur Waren für den Handel anzubieten, sondern vielmehr eine Kombination aus Produkten, Dienstleistungen, Technologie und Kapital. Niedrige Preise oder Chinas Vorzugspolitik sollen bei Vertragsabschlüssen in Zukunft eine untergeordnete Rolle spielen. China wolle sich darum bemühen, bei Bestimmungen für den globalen Handel mitzuwirken. Das deklarierte Ziel: „Wir sollten von einem großen Händler zu einem starken Händler werden.“
Die letzten Monate hielt sich der Yuan-Wechselkurs bereits stabil. „Wir gehen davon aus, dass sich der Yuan stabil halten wird, bis der IWF Ende des Jahres darüber entscheidet, ob dem Yuan Sonderziehungsrechte zugeteilt werden oder nicht“, sagt Zhou.
Nach Angaben der Zollbehörde ist der Handel in den ersten fünf Monaten um 7,8 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro gesunken, das Jahresziel lag bei einem sechsprozentigen Anstieg.
Die Ausfuhren konnten von Januar bis Mai um 0,8 Prozent auf rund 788 Milliarden Euro expandieren, wo hingegen die Einfuhren um 17,2 Prozent auf insgesamt 594 Milliarden Euro zurück gingen und somit den Handelsüberschuss von vor einem Jahr auf 194 Milliarden Euro verdoppelten. Chinas Handel mit Europa, dem größten Handelspartner, schrumpfte in diesem Zeitraum um 7,1 Prozent, der Handel mit Japan sogar um 11, 2 Prozent. Mit dem zweitgrößten Handelspartner USA konnte ein Handelswachstum von 2,8 Prozent verbucht werden.