×
×
        Über uns
WAP/PAD
Startseite>>Kultur und Gesellschaft

Auf den Hund gekommen

(German.people.cn)
Donnerstag, 04. Juni 2015
Folgen Sie uns auf
Schriftgröße

Sie gehen zum Friseur, tragen die neuesten Halsbandkollektionen oder werden in Limousinen kutschiert. Für ihre Hunde geben Chinesen Millionen aus. Ob Statussymbol oder Familienersatz – die Haustierindustrie boomt.

Die Shanghaier Bankangestellte Frances Chen gibt jeden Monat circa ein Fünftel ihres Lohnes für ihren Pudel Cookie aus. Damit ist sie eine der Millionen Haustierhalter, die Chinas Haustierindustrie in eine der am schnellsten wachsenden Branchen der Welt verwandeln.

Pudel Cookie bekommt nur importiertes Futter und einmal in der Woche genießt er einen Besuch beim Hundefrisör, wo er gewaschen und gestriegelt wird. Dafür gibt sein Frauchen im Monat gut 2000 Yuan (292 Euro) aus. „Ich möchte ihm das Beste vom Besten bieten“, erklärt die 26-jährige Single-Frau, die bei ihren Eltern wohnt. „Er ist unser Kind und der einzige Unterschied ist, dass er nicht sprechen kann.“

Ein Haustier zu halten ist im heutigen China ein Symbol des finanziellen Erfolges. Das Marktforschungsunternehmen Euromonitor geht davon aus, dass die Haustierindustrie in der Volksrepublik bis zum Jahre 2019 um mehr als die Hälfte auf 15,8 Milliarden Yuan (2,3 Milliarden Euro) anwächst und damit die Wachstumsrate des bislang größten Marktes in den USA prozentual überholt. Diese wird in diesem Jahr voraussichtlich nur um 4 Prozent auf 54,2 Milliarden Euro anwachsen.

Bei diesen Aussichten lecken sich multinationale Konzerne wie Mars Inc., Nestlé S.A. und Co die Lippen.

Laut Matthias Berninger, globaler Leiter Public Affairs Mars, ist in Sachen Tierfuttermarkt in China noch viel Luft nach oben und das, obwohl dieser bereits über alle Erwartungen gewachsen ist. „Die Leute haben nicht geglaubt, dass Schokolade jemals etwas sein könnte, was der chinesische Verbraucher mag, geschweige denn, dass sich die Chinesen zu leidenschaftlichen Haustierhaltern entwickeln würden.“

Das für seine Schokoriegel bekannte US-Unternehmen Mars Incorporated ist auch im Besitz der Tierfutter-Marken Pedigree und Whiskas und war in den vergangenen beiden Jahren mit einem Marktanteil von zwei Dritteln vor Nestlé (16 Prozent) und dem lokalen Shanghaier Anbieter Nory Pet (7 Prozent) in der VR marktführend.

Steigende Löhne sowie Einsamkeit in der Großstadt und Stress im Beruf sind die Hauptursachen für den Haustierboom im Reich der Mitte. Laut Daten von Euromonitor hielten im vergangenen Jahr 30 Millionen Haushalte einen Hund, was beinahe 7 Prozent der Gesamthaushalte ausmacht.

Hunde sind unter den Chinesen die mit Abstand beliebtesten Haustiere und allein der Hundefuttermittelverkauf wird sich bis 2019 voraussichtlich verdreifachen und auf 680 Millionen Euro belaufen.

Neben den Ausgaben für Hundefutter greifen die Herrchen jedoch auch in anderen Sachen rund um den Hund tief in die Tasche. In Metropolen wie Shanghai und Beijing boomt das Luxusgeschäft für Vierbeiner.

Ein Fotoshooting beim hauptstädtischen Tierfotograf Yipets inklusive Styling und Garderobe rangiert zwischen 388 und 8888 Yuan (57 und 1296 Euro) und wer seinen Vierbeiner in einem einmonatigen Hundekurs bei JiajiaJun Kennel anmelden will, muss mit 5000 Yuan (knapp 730 Euro) rechnen.

In Shanghai hat der US-amerikanische Luxushundeausstatter Chrome Bones sein erstes Franchise-Unternehmen eröffnet. Dort kann man seinem vierbeinigen Freund nette Accessoires wie etwa ein mit Swarovski-Steinen besetztes Halsband für 233 Euro oder ein Hundekörbchen aus Schlangenleder für schlappe 3400 Euro besorgen. Und laut Angabe des Besitzers Chen Yifeng läuft das Geschäft.

Auch der Limousinenservice Blue Bone am Bund in Shanghai kann sich nicht über mangelnde Kundschaft beklagen. Im Gegenteil. Laut Aussage des Besitzers Cole Zhang, der einen Chauffeur-Service für Hunde anbietet, ist er meist ausgebucht. Ein Kilometer im Ferrari- oder Maserati-Hundetaxi kostet 500 Yuan (73 Euro). „Im Durchschnitt haben wir 100 Kunden pro Woche und an den Wochenenden schieben wir Sonderschichten.“ 

Folgen Sie uns auf Facebook und Twitter !
German.people.cn, die etwas andere China-Seite.
Copyright by People's Daily Online. All Rights Reserved.