Wuchtige Musik, stimmungsvolle Atmosphäre – typisch für historische Dramen aus China. Aber Moment mal, warum hören wir einen englischsprachigen Kommentar? Ganz einfach, es handelt sich um eine der wenigen chinesischen TV-Serien, welche in die USA exportiert wurden.
„Die Legende von Zhen Huan" heißt das ausgesprochen erfolgreiche Fernsehdrama, das China bereits im Jahr 2011 wie im Sturm eroberte. Seit vergangenem Monat wird es auch auf der amerikanischen Streaming-Website Netflix unter dem englischen Titel „Empresses in the Palace" angeboten – „Kaiserinnen im Palast". Die eigentlich 76-teilige Serie wurde jedoch auf nur sechs 90 Minuten lange Episoden zusammengestaucht und für ausländische Zuschauer mit englischen Untertiteln versehen.
Die formidablen Kritiken aus der Heimat konnte „Zhen Huan" im Ausland nicht wiederholen. Vielleicht lag es an der wohl zu rigorosen Kürzung von fast 3500 auf nur 540 Minuten Spielzeit. Trotzdem war es eine ermutigende Nachricht für Chinas Unterhaltungsbranche, dass es eine in der Volksrepublik produzierte Fernsehserie auf die internationale Bühne geschafft hat.
„Tiger Mom" ist ein weiteres Drama, dem der Schritt ins Ausland bevorsteht. Auf Chinesisch heißt das Familiendrama虎妈猫爸, direkt ins Deutsche übersetzt „Tiger Mutter Katze Vater". Es läuft derzeit im chinesischen Fernsehen und hat landesweit hohe Einschaltquoten. Schon bald soll die TV-Serie in neun Ländern und Regionen, darunter den USA und Kanada, zu sehen sein.
Laut Huang Lan, Produzent von „Tiger Mom", werden von 15.000 Folgen im Inland produzierter TV-Serien nur etwa 200 Episoden ins Ausland exportiert. Mehr als die Hälfte der nach Ost- und Südasien exportierten Werke sind dabei historische Dramen. Serien, die in der modernen Zeit spielen, schaffen es laut Huang Lan kaum aus China heraus. Im Gegensatz dazu werden jährlich zahlreiche Seifenopern aus Südkorea nach China importiert. Das populärste südkoreanische Drama des Jahres 2014, „My Love from the star", wurde auf der chinesischen Online-Video-Plattform iQiyi fast drei Milliarden Mal angeklickt.
Das Liebesdrama „My Sunshine" konnte jüngst den Spieß einmal umdrehen. Die chinesische Serie wird bald auf MBC, einer der drei großen Rundfunkanstalten Südkoreas zu sehen sein.
„Wenn man einmal den richtigen Partner im Leben getroffen hat, sind alle weiteren Partner ein Kompromiss. Ich will keine Kompromisse eingehen." Es ist wohl das bekannteste Zitat des Dramas. Der männliche Hauptprotagonist He Yichen hat sieben Jahre lang auf die nächste „Miss Right" gewartet, nachdem seine Liebe ihn verließ und in die USA ging. Viele Experten sehen den Auslandserfolg von „My Sunshine" in der Darstellung der chinesischen Sichtweise von Liebe begründet. Die „mangelnde Bereitschaft, Kompromisse einzugehen", als Kern der Geschichte und Chinas konservative Wertvorstellungen, wie „sich an der Hand zu nehmen und gemeinsam alt zu werden", hätten MBC dazu gebracht, die Senderechte zu erwerben.
Wie die beiden chinesischen TV-Dramen auf der internationalen Bühne ankommen werden, wird sich zeigen, doch schon die Verkäufe sind echte Hoffnungsschimmer. Denn generell ist die aktuelle Situation aus chinesischer Sicht unbefriedigend. Bei dem riesigen Volumen, das Jahr für Jahr hierzulande produziert wird, könnten es schon paar mehr Serienexporte pro Jahr sein. Auf der anderen Seite ist es wohl auch immer noch eine Frage der Qualität. Vielleicht haben „Tiger Mom" und „My Sunshine" gezeigt, wie es richtig geht, und damit den Pfad für weitere internationale TV-Hits „Made in China" geebnet.