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Bye bye „Chinglish“

(German.people.cn)
Mittwoch, 13. Mai 2015
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Wer schon einmal in China war, kennt sie alle: die falschen englischen Übersetzungen, die man auf öffentlichen Schildern sieht. Die Ausländer finden sie witzig, die Behörden denken, sie schaden Shanghais internationalem Image und wollen sie nun standardisieren.

Wenn man am Shanghaier Flughafen ein Schild sieht, dass einen auffordert „eine Schüssel Reisnudeln weit außen zu stehen“ dann will es einem sagen, dass man „Abstand zu seinem Vordermann halten soll“.

Das ist nur ein Beispiel der zahlreichen lustigen und bisweilen absurden englischen „Übersetzungen“ die man in China allerorts in der Öffentlichkeit zu Gesicht bekommt. Es gibt Toiletten, die einen mit „easy come, easy go“ begrüßen. „Was schnell kommt, geht auch schnell?“ ... „Wie gewonnen, so zeronnen?“ fragt man sich während man seine Notdurft verrichtet und vergisst vor lauter Sinnieren vermutlich genau das, an was das Schild eigentlich erinnern soll, nämlich zu Spülen: „Come in a rush, leave with a flush“.

Und dann gibt es die zahlreichen Geschäfte, deren Besitzer einfach einen chinesischen Namen bei einer Online-Übersetzungsplattform eintippen und sich den umgewandelten Kuddelmuddel dann groß auf die Ladenfront schreiben. In den meisten Fällen hätten sie gut daran getan, einen Muttersprachler zu Rate zu ziehen.

„Einige wörtliche Übersetzungen sind wirklich zu komisch, vor allem wenn die englische Speisekarte eines China-Restaurants Gerichte mit „very eerie ingredients“, sprich „sehr gruseligen Zutaten“ in Aussicht stellt“ erzählt Ma Ding vom finnischen Generalkonsulat in Shanghai. „Sie bringen uns immer wieder zum Lachen.“

Obwohl solch lustige Übersetzungen Ma und seinen Kollegen noch keinen Ärger beschert haben, treibt er die Standardisierung von öffentlichen englischsprachigen Schildern und Anweisungstafeln konsequent voran. Sie sollen ihre ausländischen Leser ja nicht nur zum Lachen bringen, sondern ihnen auch etwas vermitteln und von Nutzen sein.

Um die Übersetzungen zu vereinheitlichen, hat die Stadt Shanghai nun eine Online-Plattform eingerichtet, auf der der Allgemeinheit korrekte und standardisierte Redewendungen für den öffentlichen Gebrauch zur Verfügung gestellt werden. Auch falsche Übersetzungen können auf dieser Seite vermeldet werden.

Zahlreiche Shanghaier Englischstudenten haben sich freiwillig gemeldet, die englischen Übersetzungen an öffentlichen Plätzen zu überprüfen und Fehler fotografisch festzuhalten und einzusenden. Es wurde auch eine Hotline, eingerichtet über die man Übersetzungs-Fauxpas melden kann.

Darüberhinaus hat die Stadt ein Komitee aus ausländischen Übersetzungsexperten ins Leben gerufen, die für professionelle Übersetzungshilfe zur Verfügung stehen.

„Korrekte englische Beschilderungen sind das Aushängeschild einer jeden internationalen Stadt“ findet Liu Danyuan, eine gebürtige Shanghaierin, die für ein lokales PR-Unternehmen arbeitet und deren Wichtigkeit für die ausländischen Touristen betont.

Auch der Manager der Planungsabteilung von Shanghai Book Co., Dan Cheng, teilt diese Meinung: „Fehlerfreie englische Instruktionen sind gerade für eine weltoffene Stadt wie Shanghai unabkömmlich“.

Laut Aussage des Shanghaier Linguistikprofessors Zhao Ronghui sind die Ausländer hingegen nicht unbedingt der Meinung, dass das chinesische Englisch – auch Chinglish genannt – und falsche Beschilderungen sich negativ auf das Image der Stadt auswirken. Einige Schriften, die sich mit Chinglish-Übersetzungen auseinandersetzen hätten sogar das Interesse der Linguisten geweckt. So beispielsweise das Buch „Laugh me to Die“ von Kirk Kenny, einem in Hong Kong ansässigen Fotografen und Publizisten, welches sich mit 164 witzigen Chinglish-Übersetzungen befasst.

Derartige Werke sind laut Zhao kein Angriff auf die Englischfertigkeiten der Chinesen, sondern als Spaß gedacht. Denn die Verfasser „wissen ja schließlich, dass Englisch für Chinesen eine Fremdsprache ist“. 

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