Zhang Yimou(Archivbild)
Ein neuer Film steht ins Haus: „The Great Wall". Das Ding soll ein Kracher werden. Nicht nur in China, sondern international. Ins Haus stehen ist hier erst einmal relativ: Im November 2016 soll das 3D-Spektakel in die Kinos kommen. Trotzdem wird jetzt schon in China und international darüber geredet und mit Spannung auf „The Great Wall" gewartet. Die Gründe dafür sind zahlreich: Ein Rekord-Budget von 135 Millionen Dollar und damit der teuerste global verkaufte chinesische Film soll es werden. Hollywood Star Matt Damon spielt mit. Der Film soll nicht nur China, sondern die Welt erobern. Um das zu erreichen, hat man sich den womöglich größten chinesischen Regisseur ins Boot geholt: Zhang Yimou. Wenn es einer schafft, dann er. Das filmische Schwergewicht ist schon seit Ende der 80er Jahre in China und international Thema. Die Karriere des Regisseurs begann im Jahr 1987 mit dem Film „Rotes Kornfeld". Eine Verfilmung des Mo Yan Romans über das Leben der chinesischen Bauern, mit der Zhang sich als Vorreiter des chinesischen Kinos der fünften Generation etablierte und mit bei der Berlinale im folgenden Jahr einen Goldenen Bären erhielt.
In China löste der Film eine Kontroverse aus: Einerseits war er Sinnbild für Freiheit, andererseits war vielen Kritikern die Darstellung Chinas in „Rotes Kornfeld" zu rückschrittlich. Spätere Filme Zhang Yimous sollten dann auch der Zensur und Aufführverboten in China unterworfen werden.
Erst im neuen Jahrtausend hat sich der Regisseur mit seinem Heimatland wieder ganz angefreundet. Nicht zuletzt mit dem bisher international finanziell erfolgreichsten chinesischen Film „Hero". Ein Epos um die drei möglichen zukünftigen Mörder des Königs Qin in vier unterschiedlich farbigen Episoden. Für Hero erhielt Zhang einen Oskar. Und auch für andere Filme heimste der Regisseur zahlreiche Löwen, Palmen und Bären ein.
In beiden erwähnten Filmen kommen, so wie in den meisten von Zhangs Werken, starke Frauencharaktere vor. Neben der Anwendung von Farben ist das vielleicht sein größtes Markenzeichen. Lange Jahre war die heute weltberühmte Schauspielerin Gong Li Zhangs Muse und auch Geliebte. Eine Verbindung, die Zhang nach der Trennung mit keiner anderen Schauspielerin mehr hatte. Die ebenso bekannte Zhang Yizi wurde zeitweise als Nachfolgerin Gong Lis gehandelt. Auf der Leinwand war sie das für Zhang Yimou vielleicht in gewissem Sinne, eine Beziehung dementierten beide aber immer.
Nicht nur auf der Leinwand, auch auf der Bühne hat Zhang Yimou die Herzen der Chinesen erobert. So inszenierte er die Oper Turandot in der Verbotenen Stadt. Ein Spektakel mit hunderten Mitspielern.
Im Jahr 2008 durfte er dann die Eröffnungs- und Abschlussfeierlichkeiten zu den Olympischen Spielen in Beijing inszenieren. Fast könnte man meinen, Zhang Yimou ist vom Verbannten zum Schoßhund Chinas mutiert.
Doch dann leistet er sich ab und an doch nochmal einen kleinen Skandal, wenn auch nicht auf der Leinwand: Umgerechnet über 1,2 Millionen Dollar musste er im letzten Jahr in die Staatskasse zahlen, weil er sich trotz Ein-Kind-Politik drei statt ein Kind geleistet hat… was er zunächst lange bestritt. Peinlich vielleicht. Aber wenn Zhang Yimou erst einmal mit „The Great Wall" die Welt mit Chinas neuer Softpower Kino erobert hat, dürfte das genauso wenig noch jemanden interessieren, wie seine Frauengeschichten, oder die Tatsache, dass er früher einmal kritischere Filme gemacht hat, für die er nicht verehrt sondern verboten wurde.