Fernsehen bildet – doch mitunter nicht in der gewünschten Weise. So scheinbar auch eine japanische Zeichentrickserie, in der ein Junge Kriminalfälle löst und die ein Beijinger Fernsehsender „Lehrbuch für Kriminelle“ schimpft.
Der Beijinger Fernsehsender Beijing Television (BTV) hat in einer am Sonntag ausgestrahlten Sendung mehrere Zeichentrickserien für ihren „gewalttätigen“ Inhalt kritisiert. Ins schärfste Kreuzfeuer geriet dabei eine japanische Comicserie.
Die populäre japanische Zeichentrickserie „Detective Conan“ wurde als „offensichtliches Lehrbuch für Kriminelle“ bezeichnet und löste damit eine hitzige Debatte unter den chinesischen Netizens aus.
„Detective Conan” – auch bekannt als „Case Closed” ist eine Mangaserie, die aus Japan stammt und in China extrem beliebt ist. Held der Serie ist der 16-jährige Oberschüler Shinichi Kudo, der nicht nur hochintelligent und gut aussehend, sondern Japans größter Detektive und der Schrecken der Unterwelt ist. Wo die Polizei nicht weiterkommt, gelingt es dem japanischen Sherlock Holmes und Frauenschwarm am Ende auch die vertracktesten Fälle zu lösen und die niederträchtigsten Verbrecher an die Polizei zu übergeben.
In der Sonntagssendung von Beijing Television wurden neben „Detective Conan” auch andere Zeichentrickserien kritisiert. Darunter die chinesische Produktion „Pleasant Goat and Big Big Wolf”, in der sich die Schäfchen eines idyllischen Dorfes gegen ein Wolfehepaar zur Wehr setzen müssen, deren einziges Ziel es ist, die schmackhaften Schafe zu verzehren. Die seit 2005 im chinesischen Fernsehen ausgestrahlte Sendung wurde als „blutig und brutal“ eingestuft.
Ein Therapeut, der innerhalb der Sendung zu Wort kam, warnte davor, dass derartige Sendungen Kinder zu Gewalt animieren und diese dazu anregen können, sich und anderen durch Nachahmung Schaden zuzufügen. Wie beispielsweise im Fall eines 9-jährigen Jungen aus Lianyungang in der ostchinesischen Provinz Jiangsu aus dem Jahre 2013, der eine Szene aus der Schäfchen-Comicserie nachahmte und zwei kleine Jungs an einen Baum band und anzündete. Die Beiden erlitten schwere Brandverletzungen.
Als Fazit forderte die Sendung die Einführung eines Rating-Systems für Kinderserien im Fernsehen sowie die Zensur von Zeichentrickserien im Internet.
Auch das Chinesische Kultusministerium hatte vor Kurzem angeordet, dass Zeichentrickfilme mit Gewaltpotenzial von den Online-Streamingseiten entfernt werden müssen. „Detective Conan“ sei laut Angaben des chinesischen Videoportals Youku Toudou Inc, jedoch nicht auf der Liste gewesen.
In den Augen der chinesischen Netizens geht die Bezeichnung des japanischen Anime als „Lehrbuch für Kriminelle“ auch deutlich zu weit und manche fragen sich, ob eine derart harsche Kritik an der Serie, die die meisten jungen Erwachsenen in ihrer Jugend selbst konsumierten, mit der anhaltenden Rivalität zwischen Japan und China zu tun haben könnte. Andere verteidigen die Serie mit den Worten: „Ich bin mit Detective Conan aufgewachsen und habe mich zum Guten entwickelt!“.