Die Kinder von Wanderarbeitern geraten leichter auf die schiefe Bahn. Zu diesem Schluss kommt eine am Montag veröffentlichte Studie. Die Gründe für dieses Phänomen sind nicht nur familiärer Natur.
„Es gibt einen starken Zusammenhang zwischen familiären Faktoren und Jugendkriminalität“, heißt es in der Studie, die am Montag vom 21st Century Education Research Institute veröffentlicht wurde. Als Hauptgründe für die Straffälligkeit von Wanderarbeiter-Kindern nennt das Beijinger Forschungsinstitut in seiner Untersuchung „eine schlechte Familienstruktur, unzulängliche Erziehungsmethoden in der Familie sowie das schlechte wirtschaftliche und kulturelle Umfeld einer Familie“.
Gemäß der Studie, deren Grundlage die Reform des chinesischen Bildungssystems vom vergangenen Jahr bildet, gehen knapp 37 Prozent der jugendlichen Straftäter weder zur Schule noch zur Arbeit. Bei über 27 Prozent handelt es sich um Kinder, die alleine zuhause zurückgelassen wurden, weil die Eltern sich als Wanderarbeiter in den Städten verdingen, und bei weiteren knapp 27 Prozent um Kinder, die ihre Eltern auf der Suche nach Arbeit in die Städte begleitet haben.
In einem Kapitel haben die Verfasser der Studie die Situation in einer Jugendstrafanstalt untersucht. Das Resultat: Etwas über neun Prozent der Straftäter sind Kinder aus Wanderarbeiterfamilien, die von ihren Eltern alleine zuhause zurückgelassen wurden. Bei weiteren neun Prozent handelt es sich um Kinder, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben zusammen mit ihren Eltern in die Stadt gezogen sind.
„Die Kinder von Wanderarbeiterfamilien waren nicht in der Lage, sich problemlos an das neue Umfeld anzupassen“, so das Fazit der Studie. „Einige Kinder sind sehr jung, wenn sie in die Stadt ziehen. Und ihren Eltern fehlt wegen der Arbeit die Zeit, um sich richtig um sie zu kümmern.“
Die Studie weist aber auch darauf hin, dass die städtischen Behörden den Neuankömmlingen vom Lande oft nicht ausreichend Unterstützung und Hilfe anbieten. So dürfen die Kinder von Wanderarbeitern die höheren öffentlichen Schulen in den Städten wegen des strikten Haushaltsregistrierungssystems (Hukou) nicht besuchen. Infolge dieser Regel lassen viele Eltern ihre Kinder zur Ausbildung auf dem Lande zurück. Im Jahr 2010 waren es offiziellen Angaben zufolge 61 Millionen Kinder.
Bei den Primar- und Mittelschulen wiederum bleiben den Kindern von Wanderarbeitern häufig nur Schulen von niedriger Qualität, weil das Angebot an erstklassigen Schulen begrenzt ist. Ein Fünftel der 279 Millionen Kinder in China hatte der Studie zufolge im Jahr 2010 keinen Zugang zu öffentlichen Schulen.