Die neue Seidenstraße nimmt langsam Gestalt an. Am Samstag versprach Chinas Präsident 40 Milliarden US-Dollar für einen Fonds zur Finanzierung von Infrastrukturprojekten. Mit dem Geld soll die Konnektivität innerhalb Asiens verbessert werden.
Yu Gong, eine bekannte Figur aus einer chinesischen Parabel, hat mit bloßen Händen einst ganze Berge versetzt, um den Weg von seinem abgelegenen Haus in die nächstgelegene Stadt zu verkürzen. Das mühsame Abtragen der Gebirgskuppe dauerte Jahrzehnte.
Solange will die chinesische Regierung für die Umsetzung ihres Seidenstraßen-Projekts nicht warten. Präsident Xi Jinping gab am Samstag sein Einverständnis zur Errichtung eines speziellen Fonds, um den Infrastrukturaufbau sowie die finanzielle und wirtschaftliche Zusammenarbeit entlang der jahrhundertealten Handelsroute zu beschleunigen. 40 Milliarden US-Dollar wird China in den „Seidenstraßen-Fonds“ einzahlen.
Ziel des Fonds sei es, „den Flaschenhals in den Verbindungen in Asien zu beenden“, erklärte Xi im Anschluss an eine Dialogrunde mit den Präsidenten von Bangladesch, Kambodscha, Laos, der Mongolei, Myanmar, Pakistan und Tadschikistan. Der Fonds steht auch Investoren von außerhalb Asiens offen.
40 Milliarden US-Dollar sei zwar eine stolze Summe, trotzdem sei sie angemessen, um Chinas ehrgeizigen Plan zur Wiederbelebung der Seidenstraße auf dem Lande und zu Wasser zu bewerkstelligen, findet Chen Fengying vom China Institutes of Contemporary International Relations (CICIR). Die wirtschaftlichen Unterschiede in Asien seien teilweise sehr groß. Die weniger entwickelten Länder bräuchten dieses Geld, um ihre Infrastruktur zu modernisieren. Auch China profitiere von der politischen Stabilität und dem wirtschaftlichen Wachstum in seinen Nachbarländern, so Chen.
Ende Oktober haben sich 21 asiatische Länder auf Initiative von China bereits auf die Errichtung der Asiatischen Infrastruktur-Investmentbank (AIIB) geeinigt. Die Asian Development Bank (ADB) mit Sitz in Manila schätzt, dass Asien bis zum Jahr 2020 jährlich 730 Milliarden US-Dollar für die Modernisierung und den Ausbau seiner Infrastruktur benötigt.
Präsident Xi hat die Verbesserung der Konnektivität zwischen China und seinen Nachbarn zur obersten Priorität erklärt. Mit Konnektivität meint Xi aber nicht nur den Ausbau des Verkehrsnetzes, sondern auch die Vereinheitlichung von Handelsvorschriften sowie die Intensivierung des Personalaustausches. Um den Mangel an Fachkräften zu beheben, ist China bereit, in den nächsten fünf Jahren Weiterbildungsmöglichkeiten für mehr als 20.000 Personen aus seinen Nachbarländern zu schaffen.
Die Vision von Chinas Staats- und Parteichef ist eine neue Seidenstraße auf dem Landweg durch Zentralasien nach Europa und auf dem Seeweg von China durch die Straße von Malakka, den Indischen Ozean und den Suez-Kanal in den Mittelmeerraum.