China ist der weltgrößte Markt für integrierte Schaltungen. In den nächsten fünf Jahren will die Volksrepublik mindestens 20 Prozent mehr in den Halbleiter-Bereich investieren. In den USA verfolgt man diese Entwicklung mit großer Sorge.

Chinesische Unternehmen haben schon viele Chip-Hersteller übernommen. Nicht wenige dieser Firmen haben ihren Sitz im Silicon Valley. Viele amerikanische Hersteller sind besorgt über das Wachstum der chinesischen Halbleiterindustrie. „Das Ziel der Chinesen liegt darin, Technologien zu meistern – sowohl bei der Hardware als auch bei der Software“, meint ein US-Analyst.

Im vergangenen September wollte ein chinesischer Konzern, der von der Regierung in Beijing unterstützt wurde, 1,64 Milliarden US-Dollar für die Übernahme der US-Firma OmniVision Technologies, Inc. ausgeben.

Diese Firma besitzt einen Anteil von etwa 30 Prozent am weltweiten Markt für Digitalkamera-Chips. Die Übernahme kam jedoch nicht zustande. Die genauen Gründe sind unklar. Wahrscheinlich ist, dass das Committee on Foreign Investment in the United States (CFIUS) sein Veto eingelegt hat. Dieses Kommitee überprüft, ob Auslandsinvestitionen eine Konkurrenz für amerikanische Firmen oder eine Gefahr für die Sicherheit der USA darstellen.

Im März wollte ein anderer chinesischer Konzern für 639 Millionen US-Dollar die US-Firma Integrated Silicon Solution, Inc. (ISSI) übernehmen. Die ISSI entwickelt spezielle Speicherchips und ist ein wichtiger Lieferant von Firmen, die Produkte für die US-Raumfahrt und das US-Militär herstellen. Die Übernahme muss allerdings erst noch abgesegnet werden.

Wenn China bereit sei, soviel Geld in den Ausbau der Chip-Herstellung zu investieren, müsse die US-Halbleiterindustrie nach neuen Wegen suchen, um ihre Position zu festigen, sagt Orville Schell von der Asia Society in New York: „Gegen den chinesischen Marsch zurückschlagen oder ihn annehmen – vor diesem Dilemma steht die amerikanische Halbleiterindustrie.“