Eine 11-Jährige aus der Provinz Zhejiang ist am Montag von einem Hochhaus gesprungen. Ihr Selbstmord ist in China leider kein Einzelfall. Schulstress gilt als Hauptgrund für den Suizid von chinesischen Jugendlichen.
Professor Cheng Pingyuan von der Nanjing Normal University hat die Suizide von Grund- und Mittelschülern aus dem Jahr 2013 analysiert. Seine Untersuchung ergab, dass sich Schüler zwischen 13 und 16 Jahren am häufigsten für Selbstmord entscheiden. Die meisten nehmen sich das Leben aus dem Affekt heraus. Ein häufiger Grund ist chronischer Stress.
Cheng führt die Selbstmordgedanken der Jugendlichen hauptsächlich auf zunehmenden Schulstress und das traditionelle Schulsystem zurück. Um bessere Schulnoten als ihre Mitschüler zu bekommen, müssen die Teenager zahlreiche Hausaufgaben so schnell und so richtig wie möglich erledigen. Ansonsten werden sie von ihren Lehrern und Eltern bestraft.
Daher verwundert es nicht weiter, dass auch das berüchtigte „Gao Kao“ – die Hochschulaufnahmeprüfung – bei einigen Selbstmorden eine Rolle spielt. Das „Gao Kao“ entscheidet darüber, ob ein Jugendlicher an einer Universität oder Hochschule studieren darf. Jedes Jahr nehmen sich in China Schüler das Leben, weil sie die „Gao Kao“-Prüfung nicht bestanden haben.
Auch Spannungen mit Eltern oder Lehrern sowie Liebeskummer sind laut Professor Cheng Motive für den Selbstmord von Jugendlichen.
Cheng fordert daher dringend eine Reform des gegenwärtigen Schulsystems – insbesondere der Hochschulaufnahmeprüfung. Das nur auf Noten basierende Bewertungssystem unterdrückt laut Cheng nicht nur die Kreativität der Schüler, sondern führt bei ihnen auch zu enormem Stress, der bis zum psychischen Zusammenbruch führen kann. Der Fokus der primären und sekundären Ausbildung müsse auf die Förderung der richtigen Weltanschauung der Schüler gerichtet werden, fordert der Bildungsexperte.