In China spielt das Gesicht eine wichtige Rolle. Man kann einer Person Gesicht geben oder nehmen. An der CeBIT in Hannover hat der chinesische Internetunternehmer Jack Ma gezeigt, dass man mit dem Gesicht auch ganz andere Dinge tun kann.

In Hannover wurde am Sonntagabend die diesjährige CeBIT eröffnet. In diesem Jahr steht die weltweit größte Messe für Informationstechnik ganz im Zeichen der Internetwirtschaft und dem Partnerland China. Mit dem chinesischen Vize-Ministerpräsidenten Ma Kai und Alibaba-Chef Jack Ma nahmen auch zwei Ehrengäste aus der Volksrepublik an der Eröffnungsfeier am Sonntagabend teil.

Ma überraschte das Publikum, indem er auf der Shopping-Webseite Taobao für Hannovers Oberbürgermeister live eine Briefmarke kaufte, die er mit „Smiletopay“ bezahlte. Die neueste Zahlungsmethode des chinesischen Online-Zahlungsdienstleisters Ant Financial erfolgt durch Gesichtserkennung.

Dazu musste sich Ma zuerst auf Taobao.com einloggen, eine Briefmarke auswählen und danach auf Bezahlen klicken. Nach Bestätigung seiner Bestellung öffnete sich ein Fenster, auf dem er zum Einscannen seines Gesichts aufgefordert wurde. Und schon hatte der Alibaba-Gründer sein Geschenk für Hannovers Oberbürgermeister bezahlt.

Die von Ma präsentierte Zahlungsmethode „Smiletopay“ wurde von Ant Financial und face++ zusammen entwickelt. Statt seinem Passwort gibt der User bei dieser Methode sein Gesicht zum Scannen ein. Das Scann-System weist eine Erkennungsrate von 99 Prozent auf. Zur Überprüfung der Identität des Users analysiert das System innert Sekundenbruchteilen eine ganze Reihe von Gesichtsmerkmalen – von der Struktur des Gesichts über die Augen und Nase bis hin zum Mund, den Ohren und der Haut.

Noch wird diese Zahlungsmethode nicht öffentlich eingesetzt. Schon bald aber dürfte sie im globalen Zahlungsverkehr oder zur Identitätsbestätigung bei der Eröffnung eines Online-Kontos zum Einsatz kommen.

Viele Internetnutzer zweifeln jedoch an der Zuverlässigkeit dieser neuen Zahlungsmethode. „Erkennt das System die Person auch noch, nachdem diese einige Pfunde zu- oder abgenommen hat?“, „Kann das System Zwillinge unterscheiden?“ oder „Was passiert, wenn eine Zweitperson sich mit einem Bild oder einem Video illegal einloggen will?“, lauten ihre Hauptbedenken.

Bei Alipay, dem Online-Zahlungsdienstleister von Alibaba, ist man davon überzeugt, dass die aktuelle Technologie in der Lage ist, ein Gesicht auch nach normalen Veränderungen – etwa im Falle einer neuen Frisur, beim Tragen von Make-up oder auch im Zuge der natürlichen Alterung – zu erkennen. Wird ein Gesicht jedoch durch plastische Chirurgie verändert, dann ist auch das System machtlos.

Auch die Unterscheidung von Zwilligen ist nicht ganz einfach, kann aber durch die Kombination von Gesichts-Scannung und Überprüfung der Fingerabdrücke sichergestellt werden.

Um zu verhindern, dass sich eine Person mit Hilfe eines Fotos oder eines Videos Zugriff in das Konto einer anderen Person verschafft, hat Alipay ein spezielles Überwachungssystem eingeführt.