Angela Merkel weilt zu Besuch in Japan. Beim Treffen dieser beiden Länder ist immer auch die düstere Vergangenheit ein Thema. Während Deutschland sich seinen Kriegsverbrechen gestellt hat, tut sich Japan auch 70 Jahre später noch schwer damit.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel ist nach Tokio gereist, um das G7-Gipfeltreffen in ihrem Land vorzubereiten. Obwohl nicht das Hauptthema ihres Besuchs kam auch die Vergangenheitsbewältigung zur Sprache. Merkel äußerte sich indirekt und höflich zu diesem heiklen Thema. Statt zu kritisieren, erzählte sie aus ihrer eigenen Vergangenheit.

In ihrer Rede in Tokio sprach die Kanzlerin von „Verantwortung“ und „Aufarbeitung der Vergangenheit“. Diese beiden Punkte seien „Teil der Voraussetzung, Versöhnung schaffen zu können“. Deutschland sei trotz seiner Verantwortung für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und für den Holocaust wieder in die Völkergemeinschaft aufgenommen worden, weil es sich seiner Verantwortung gestellt habe, erklärte Merkel.

Während das schwarze Kapitel inzwischen zur offiziellen Geschichte von Deutschland gehört, muss Japan noch immer Kritik dafür einstecken, dass es seine Schuld bis heute nicht anerkennt hat. Zum 50. Jahrestag des Kriegsendes im Jahr 1995 sprach Japans damaliger Premier Murayama Tomiichi in seiner Rede von „Aggression“ und „Kolonialverwaltung“. Seine Erklärung wurde von den späteren Regierungen jedoch nicht übernommen. Der amtierende Premier Shinzo Abe versucht nun sogar, die Kriegsverbrechen von damals zu relativieren.

Diese historische Frage ist zum „negativen Eigenkapital“ der japanischen Gesellschaft geworden. Sie zwingt das Land, sich mit einem sinnlosen Verteidigungskampf um die nationale Ehre zu beschäftigen. Doch je länger Japan vor diesem Thema fliehen will, desto mehr Aufmerksamkeit zieht es damit auf sich.

Sowohl China als auch Südkorea haben nicht die Absicht, Japan ewig Kriegsverbrechen vorzuwerfen. Beide Länder wollen die Zukunft gemeinsam mit Japan angehen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass Japan sein dunkles Kriegskapitel angemessen aufarbeitet.