Im US-Actionfilm „Im Körper des Feindes“ (Originaltitel: Face/Off) unterzieht sich ein FBI-Agent einer Gesichtstransplantation, um ein Verbrechen aufzuklären. Ein italienischer Arzt will in zwei Jahren nicht nur ein Gesicht, sondern einen ganzen Kopf transplantieren.
Der italienische Neurowissenschaftler Sergio Canavero der Turin Advanced Neuromodulation Group will Menschen, deren Körperfunktionen infolge von Krebs oder neurologischen Krankheiten nicht mehr funktionieren, ein neues Leben ermöglichen. Dazu will er ihnen den Kopf abtrennen und auf den Körper eines Spenders transplantieren. Nach der Kopftransplantation soll der Patient alle seine Körperfunktionen zurückerhalten.
Im Jahr 1970 ist es Ärzten erstmals gelungen, den Kopf eines Affen auf den Körper eines anderen Affen zu transplantieren. Da die Spinalnerven aber nicht verbunden wurden, konnte sich der Affe nicht mehr bewegen. Zudem musste das Tier künstlich beatmet werden. Neun Tage nach der Operation starb der Affe schließlich.
Sergio Canavero erzählt seine Methode der Kopftransplantation
40 Jahre später will es Canavero nun beim Menschen versuchen. Seiner Ansicht nach müssen zunächst die Köpfe und Körper des Patienten und des Spenders gekühlt werden, um die Lebensdauer der Zellen zu verlängern. Danach müssen das Halsgewebe, die Blutgefäße und das Rückenmark der beiden sorgfältig durchtrennt werden. Anschließend wird der Kopf des Patienten auf den Körper des Spenders transplantiert. Damit sich die Nervenenden wieder verbinden, wird dem Patienten Polyethylenglycol ins Rückenmark gespritzt. Und zum Schluss werden die Halsblutgefäße und -muskeln wieder miteinander verbunden.
Nach der Operation muss der Patient noch drei bis vier Wochen im künstlichen Koma gehalten werden. Erst danach kann sein neues Leben im neuen Körper beginnen. Dank Physiotherapie soll er innerhalb eines Jahres wieder laufen können.
Canavero zufolge konnten die größten Hürden wie die Spinalnerven-Vernetzung mit dem Rückenmark und die natürliche Abwehrreaktion des Körpers, der das transplantierte Fremdorgan abstoßen könnte, erfolgreich überwunden werden. Frühestens im Jahr 2017 will der italienische Neurowissenschaftler den ersten Menschenkopf transplantieren.
In Europa und den USA bestehen jedoch noch große moralische und ethische Bedenken gegenüber Canaveros Methode. Der Italiener will sich aber nicht entmutigen lassen und die Operation notfalls an einem anderen Ort durchführen. Mehrere Personen hätten sich bereits bei ihm angemeldet.
Zu den vielen Ärzten und medizinischen Experten, die sich skeptisch über die Erfolgschancen von Canaveros Methode geäußert haben, gehört Harry Goldsmith, Professor für Neurochirurgie an der University of California, Davis. Die Operation sei sehr umfangreich und lasse sich nur extrem schwer durchführen. Zudem beständen zahlreiche potenzielle Probleme, so Goldsmith.
Aufgrund des enormen psychischen Drucks, den der neue Körper dem Patienten bringen dürfte, kann man sich leicht vorstellen, dass medizinische Ethikkommissionen relevante Tests nicht billigen werden.