Chinas Wirtschaft wuchs im vergangenen Jahr „nur" um 7,4 Prozent - so langsam wie seit 1990 nicht mehr. Da ein tieferes Wachstum zur Strategie der chinesischen Führung gehört, rechnen Experten jedoch nicht mit einschneidenden Maßnahmen.

Wie aus den am Dienstag veröffentlichten Zahlen des nationalen Statistikamts hervorgeht, ging Chinas Wirtschaftswachstum von 7,7 Prozent im 4. Quartal 2013 auf 7,3 Prozent im 4. Quartal 2014 zurück. Das durchschnittliche Jahreswachstum im vergangenen Jahr betrug 7,4 Prozent. Ein so niedriges Wachstum wies die chinesische Wirtschaft letztmals vor 24 Jahren auf. Gleichzeitig war es das erste Mal seit 16 Jahren, dass das vorgegebene Wachstumsziel der Regierung nicht erreicht werden konnte.

Die Anlageinvestitionen, die bis anhin wichtigste Kraft hinter dem Wirtschaftswachstum, legten im vergangenen Jahr unter Berücksichtigung des Preisfaktors nur um 15,1 Prozent zu. In den Jahren 2012 und 2013 verzeichneten sie noch ein Wachstum von fast 20 Prozent. Bei der industriellen Produktion brach das Wachstum von 9,7 auf 8,3 Prozent ein. Und die Einzelhandelsumsätze wiesen ein tatsächliches Wachstum von 10,9 Prozent auf. 2013 waren es noch 13,1 Prozent.

Der Verbraucherpreisindex, ein Hauptindikator für die Inflation, ging 2014 auf zwei Prozent zurück, 2013 lag er bei 2,6 Prozent.

Premier Li Keqiang hatte im März 2014 ein Plus von 7,5 Prozent als Wachstumsziel für die chinesische Wirtschaft formuliert. Beim Verbraucherpreisindex definierte er 3,5 Prozent als Ziel.

Dieses nur wenig zur Freude Anlass gebende Resultat wurde von den Experten erwartet. Da Chinas oberste Führung ein tieferes Wachstum zum „neuen Standard" erklärt hat, erwarten sie bis auf weiteres auch keine aggressiven politischen Fördermaßnahmen. „Es gibt Anzeichen, nach denen sich die wirtschaftliche Struktur verbessert hat und die Abschwächung unter Kontrolle ist", sagt beispielsweise Wang Jun von der regierungsnahen Denkfabrik China Center for International Educational Exchange.

Die britische Standard Chartered Bank rechnet damit, dass die chinesische Zentralbank ihren Referenzzinssatz im ersten Quartal dieses Jahres um 25 Basispunkte senken wird, um ein stabiles Wirtschaftswachstum zu fördern.