Die unerwartete Aufhebung des Franken-Mindestkurses zum Euro hat in der Schweiz einen kleinen „Tsunami“ ausgelöst. Die Börsenkurse spielten verrückt. Die Aufwertung des Frankens wird den Export und Tourismus des Alpenlandes schwer treffen.
Noch vor einer Woche hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) versprochen, den Mindestkurs von 1,20 Franken zum Euro um jeden Preis zu verteidigen. Gestern Donnerstag hat sie den Mindestkurs nun völlig unerwartet aufgehoben.
Unter den gegebenen Umständen sei die Mindestkurspolitik nicht länger sinnvoll und nachhaltig, erklärte SNB-Präsident Thomas Jordan gestern auf einer Pressekonferenz. Nur Minuten nach seiner Ankündigung kam es an der Börse zu schweren Kursschwankungen. Auf dem Devisenmarkt wurde der Franken gegenüber dem Euro um knapp 30 Prozent aufgewertet. Der Leitindex SMI brach um zehn Prozent ein. Der dadurch entstandene Wertverlust betrug 127 Milliarden Franken.
Seit September 2011 galt ein Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro, um zu verhindern, dass die Überbewertung des Frankens auf den Export drückt. In den letzten Monaten hat sich die SNB bemüht, den Mindestkurs gegen den Druck aus dem Spannungsfeld zwischen Frankfurt und Washington zu verteidigen. Wie sich gestern gezeigt hat, vergeblich.
Die drastische Aufwertung des Frankens setzt die Schweizer Wirtschaft massiv unter Druck. Die Aktien des weltgrößten Uhrenkonzerns Swatch Group und des Luxusgüter-Anbieters Richemont Group brachen um fast 14 Prozent ein. „Es fehlen einem die Worte! Was die SNB da veranstaltet, ist ein Tsunami“, sagte Swatch-CEO Nick Hayek.
Als Folge der Franken-Aufwertung wird der Alpenstaat weniger attraktiv für die Touristen. Hotels, Uhren, Schokoladen und Kaffeekapseln werden jetzt noch teurer.