Mit einem Mausklick vollendete Premier Li Keqiang am Sonntag die erste Kreditvergabe durch die WeBank. Die Onlinebank ist eine von fünf neuen Privatbanken, denen eine Geschäftslizenz bewilligt wurde.
Im Rahmen seines Besuchs bei Chinas erster internetbasierter Bank äußerte Li seine Hoffnung in den Onlinewettbewerb im Bankensektor. Damit sollen Kosten gesenkt und staatseigene Finanzriesen gezwungen werden, überholte Geschäftsmodelle zu ändern. „Internetbasierte Bankgeschäfte sind ein wichtiger Schritt für Chinas Finanzreform“, meinte Li und hob hervor, dass die Regierung ein gutes Umfeld für die Entwicklung von Privat- und Onlinebanken bereitstellen werde.
Der von Li ausgelöste Kredit ging für 350´000 Yuan (5´600 US-Dollar) an Xu Jun, einem Lastwagenfahrer aus Shenzhen. Gemäß dem Vertrag wird Xu das Geld und die Zinsen, die mit einer jährlichen Rate von 7,5 bestimmt wurden, in sechs Monaten zurückzahlen. Die Zinsrate von 7,5 Prozent sei das Resultat einer Analyse, welche Geschlecht, Alter, Bildung, Zivilstand und Soziales Netzwerk umfasse, erklärte Gu Min, der Vorsitzende der Bank.
Die WeBank hat für ihren Geschäftsbeginn 450 Mitarbeiter eingestellt. Davon seien mehr als 60 Prozent auf der technologischen Seite, so Gu. Als reine Internetbank wird die WeBank keine Filialen haben. Damit kann sie ihre Betriebskosten auf 10 Prozent des Branchendurchschnitts senken und Kredite billiger vergeben. „Die Bank wird sich auf Finanzdienstleistungen wie Deopot und Kredite für Einzelkunden und kleine Unternehmen spezialisieren. Große Unternehmen und Leute mit hohem Vermögen gehören nicht zu unseren Zielkunden“, präzisierte Gu. „Wir streben eine Abdeckung von 30 Millionen kleinen Geschäften und 300 Millionen Einzelkunden für das nächste Jahrzehnt an.“
Im Jahr 2014 gaben die Behörden grünes Licht für fünf komplett mit privatem Kapital gegründete Banken. Bis anhin war die 1996 in Peking gegründete China Minsheng Bank die einzige Privatbank in China.
Die Tencent Holdings, die Betreiberin von Chinas beliebtestem online Chat-Service, ist der größte Teilhaber der WeBank. Andere Hauptaktionäre sind die Shenzhen Baiyeyuan Investment und die Shenzhen Liye Group. Die Bank ist in der Qianhai Shenzhen-Hong Kong Modern Service Industry Cooperation Zone registriert. Es wird erwartet, dass sie im Zusammenhang mit der Liberalisierung des Renminbis ihre Geschäfte nach Hongkong ausweiten wird.
Neue Firmen, die einen technologischen Hintergrund haben, hätten den Vorteil von Agilität und tief gehendem technischem Talent, beschrieb McKinsey-Berater Jonathan Woetzel in einem Artikel zu dem Thema. Onlinebanken seien im Vergleich zu den traditionellen Finanzinstituten schneller, wenn es darum gehe Finanzmöglichkeiten aufzubauen. Woetzel erwartet durch eine bessere Verteilung des Kapitals auf kleine und mittlere Unternehmen eine Steigerung des BIP um 1 bis 2 Prozent und 11 Millionen neue Arbeitsstellen.