Mao Zedong hat den Frauen einst den halben Himmel versprochen. Zwar gehört die Volksrepublik heute tatsächlich zu den Ländern mit dem höchsten Anteil an berufstätigen Frauen. In Führungspositionen findet man sie allerdings nur sehr selten.
Obwohl China zu den Ländern mit dem höchsten Frauenanteil im Berufsleben gehört, schaffen es in der Volksrepublik nur ganz wenige Frauen in Spitzenpositionen. So lautet das Resultat einer Studie, die vom amerikanischen Beratungsunternehmen Bain & Company am Donnerstag in Shanghai veröffentlicht wurde.
Der Studie zufolge halten die Frauen in China weniger als zehn Prozent der Jobs auf Führungsebene. Ihre Chance auf den Chefsessel liegt bei 1 zu 15. Nur sechs Prozent aller chinesischen CEOs sind aktuell weiblich. Bei den Vorstandsmitgliedern sind es acht Prozent und bei den leitenden Angestellten 27 Prozent.
Für seine Studie hat Bain & Company 850 Frauen in 50 chinesischen Städten befragt. Die Frauen sind in 25 verschiedenen Branchen tätig.
Das größte Karrierehindernis für berufstätige Frauen in China sind familiäre Verpflichtungen. „Ich möchte Karriere machen und mich gleichzeitig gut um meine Familie kümmern“, sagt Meng Xiaoqing. Die 25-Jährige arbeitet seit drei Jahren als Büroangestellte bei einem Möbelhersteller in Shanghai. „Aber manchmal sind meine Erwartungen wohl zu hoch.“ Sie habe einst davon geträumt, Abteilungsleiterin zu werden, sagt Meng. Diesen Plan habe sie dann aber wieder aufgegeben, weil sie nicht in der Lage sei, „neben dem Haushalt noch zusätzliche Verantwortung zu übernehmen“.
Die chinesische Regierung hat schon eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Gleichstellung der Geschlechter im Arbeitsleben erlassen. Anerkannte Normen und Verhaltensweisen hätten diese Maßnahmen aber zu einem großen Teil wieder zunichte gemacht, sagt Jennifer Zeng, die Koautorin der Studie.
In der Volksrepublik gehen 73 Prozent der Frauen im erwerbsfähigen Alter einer Arbeit nach. In Großbritannien sind es nur 67 Prozent, in Australien 66 Prozent und in den USA gar nur 62 Prozent.
Beim Eintritt ins Berufsleben sind die Frauen der Untersuchung zufolge noch genauso erfolgreich wie die Männer. „Nach meiner Erfahrung haben die Unternehmen sehr viel in die Verbesserung der Geschlechtergleichheit investiert“, sagt der Shanghaier Anwalt Liu Wei. „Die weiblichen Angestellten wissen besser als jemals zuvor, wie sie sich gegen Geschlechterdiskriminierung schützen können.“
Nach Meinung von Zeng verhindern vor allem vorherrschende Stereotypen und Vorurteile gegenüber den weiblichen Führungsqualitäten, dass es Frauen in den Unternehmen ganz nach oben schaffen. Weibliche Vorgesetzte seien weder bei Männern noch Frauen beliebt, weil sie als viel zu detailorientiert gelten. Zudem müssten sich Frauen in leitenden Funktionen rasch einmal den Vorwurf gefallen lassen, „aggressiv“ und „weniger feminin“ zu sein.
Eine, die es auf der Karriereleiter weit nach oben geschafft hat, ist Du Xun. Die zweifache Mutter arbeitet in leitender Funktion in der Buchhaltungsabteilung eines Shanghaier Finanzdienstleisters. Als Frau dürfe man sich nicht unterkriegen lassen, betont Du: „Es ist viel einfacher, sich unter einem Vorwand zurückzuziehen, als ein Problem entschlossen anzugehen. Es benötigt aber auch die Unterstützung vom Ehemann und vom Arbeitgeber. Das Wichtigste aber ist, den unbegründeten Mangel an Vertrauen abzustreifen!“