In China ist mehr als ein Sechstel aller Einwohner des Landes im Zuge der Binnen-Migration auf dem Weg zur Urbanisierung. Damit zählen insgesamt 245 Millionen Menschen dem Jahresbericht der chinesischen Staatskommission für Gesundheit Familienplanung zufolge zur so genannten „wandernden Bevölkerung". Wie aus den am Dienstag veröffentlichten Zahlen weiter hervorgeht, entspricht dies einer Zunahme um rund zehn Millionen Menschen innerhalb eines Jahres.
Neben dieser zahlenmäßigen Zunahme zeigen sich nach den Worten von Wang Qian von der Familienplanungskommission noch eine Reihe weiterer neuer Besonderheiten bei der Binnen-Migration in China:
„Die Gesamt-Tendenz des Stroms der wandernden Bevölkerung hat sich nicht verändert. Besonders die Bevölkerungskonzentration in den ultragroßen Städten nimmt stets weiter zu. So ist beispielsweise der Anteil der aus anderen Provinzen zugewanderten Bevölkerung in Beijing und Shanghai kontinuierlich größer geworden. Zugleich hat das durchschnittliche Alter der arbeitsfähigen wandernden Bevölkerung zugenommen. Ebenfalls erhöht hat sich das Alter für Heiraten und Geburten in der wandernden Bevölkerung."
Dem Bericht zufolge legen die mehr als 200 Millionen Wanderarbeiter und ihre Angehörigen den größten Wert auf die Beschäftigung, gefolgt von Wohnung, Bildung der Kinder, medizinischen Dienstleistungen und soziale Absicherung. Dabei hat der Anteil der Kinder, die gemeinsam mit ihren Eltern an den neuen Beschäftigungsorten leben, weiter zugenommen. Inzwischen leben mehr als 60 Prozent aller sechs- bis fünfzehnjährigen Kinder von Wanderarbeitern bei ihren Eltern in den Städten.
Daher gab es in den vergangenen Jahren verstärkte Bemühungen in China, diesen Kindern den Schulbesuch und die Prüfungsteilnahme an den Beschäftigungsorten ihrer Eltern zu ermöglichen. Früher war dies nur an den Heimatorten der Familien auf dem Lande möglich. Ende 2013 konnten so rund 80 Prozent der landesweit zirka zwölf Millionen Kinder von Wanderarbeitern öffentliche Schulen besuchen. Gleichzeitig wird in den meisten Provinzen daran gearbeitet, diesen Kindern auch die Teilnahme an der Hochschulaufnahmeprüfung vor Ort zu lösen.
Darüber hinaus gilt die medizinische Betreuung der wandernden Bevölkerung als Arbeitsschwerpunkt. In einigen Provinzen können Wanderarbeiter und ihre Angehörigen inzwischen ihre für medizinische Dienstleistungen vor Ort gezahlten Aufwendungen auch vor Ort rückerstattet bekommen. Allerdings können die meisten Betroffenen diese Rückvergütungen weiterhin nur an ihren ländlichen Herkunftsorten beantragen. Deshalb werde das entsprechende Verwaltungssystem beschleunigt koordiniert, so der Pressesprecher der Kommission für Gesundheit und Familienplanung, Song Shuli:
„In Kürze wird die grundlegende Verwaltung der Krankenversicherung in Stadt und Land beschleunigt koordiniert. In diesem Sinne sollen die Verwaltungs- und Service-Kompetenzen erhöht werden, was einen beschleunigten Ausbau der informationstechnischen Voraussetzungen erfordert. All dies dient dazu, neue Möglichkeiten für die Rückvergütung von medizinischen Betreuungsaufwendungen der Wanderarbeiter in den Städten zu schaffen."
Dem Bericht zufolge sind in den Jahren von 2000 bis 2012 allein in Beijing, Tianjin und Hebei rund zehn Millionen Menschen zugewandert. Gleichzeitig hat der Zustrom der überprovinziell wandernden Bevölkerung nach Guangdong und Jiangsu abgenommen. Experten sehen den Hauptgrund dafür in der Verlagerung arbeitsintensiver Branchen aus den Küstengebieten weiter hinein ins Binnenland.