Chinas Präsident Xi Jinping traf am Mittwoch zu einem dreitägigen Besuch in Indien ein. Das erste Treffen zwischen Xi und Indiens Premier Narendra Modi auf indischem Boden verlief in ungewöhnlich lockerer Atmosphäre.
Mit ein Grund für den äußerst freundschaftlichen Ton zwischen den beiden dürfte die Tatsache gewesen sein, dass Xi seinen ersten Indien-Besuch in Modis Heimatstaat Gujarat begann. In Anwesenheit der beiden Spitzenpolitiker wurde in Ahmedabad, der wirtschaftlich wichtigsten Stadt des Bundesstaates, eine Vereinbarung zur Errichtung von Industrieparks unterzeichnet. Gujarat liegt im Westen Indiens und grenzt an Pakistan sowie das Arabische Meer. Der Bundesstaat wurde von Modi zwölf Jahre lang regiert.
Ebenfalls offiziell besiegelt wurden Partnerschaften zwischen der Provinz Guangdong und Gujarat sowie zwischen Guangdongs Hauptstadt Guangzhou und Ahmedabad. In Neu-Dehli, Xis nächstem Stopp, sollen weitere Abkommen unterzeichnet werden – unter anderem über die Zusammenarbeit beim Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahn.
Indischen Medienberichten zufolge war es das erste Mal überhaupt, dass ein ausländischer Spitzenpolitiker in Indien ein Abkommen außerhalb der Hauptstadt unterzeichnet hat. Die lockere Handhabung des Protokolls und der freundschaftliche Umgang zwischen Modi und Xi wurden von den lokalen Medien als positives Zeichen für die weitere Entwicklung der indisch-chinesischen Beziehungen gewertet.
Nach einem ersten Gespräch in Ahmedabad zeigte Modi seinem chinesischen Gast Sabarmati-Ashram, den einstigen Wohnort von Mahatma Gandhi, dem geistigen Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung. Im Anschluss daran feierten die beiden den 64. Geburtstag von Modi bei einem Abendessen in einem Zelt im Sabarmati Riverfront Park. Der öffentliche Park am Ufer des Sabarmati wurde von Modi während seiner Zeit als Gouverneur von Gujarat in Auftrag gegeben und gilt als eines seiner Steckenpferde.
Auch die Lokalbevölkerung begrüßte Chinas Präsidenten sehr herzlich. Überall in den Straßen winkten die Menschen Xi und seiner Delegation zu. Und in der ganzen Stadt waren Plakate mit einem freundlich lächelnden Xi und einem nicht weniger gut gelaunten Modi zu sehen.
Für Jiang Jingkui ist der freundliche Empfang von Präsident Xi in Gujarat auch Ausdruck des Willens der neuen indischen Führung zu engeren Beziehungen mit Beijing. Modi habe bereits klar gemacht, dass er von Chinas wirtschaftlichen Erfahrungen lernen wolle, um Indiens Wirtschaft wieder auf Vordermann zu bringen und neue Stellen zu schaffen. Modi sei ein Bewunderer von Chinas Entwicklung. In seiner Funktion als Gouverneur von Gujarat sei er mehrmals persönlich in die Volksrepublik gekommen, um Investoren zu finden, so der Direktor des Zentrums für Südostasienstudien an der Peking-Universität
Mit einem gegenseitigen Handelsvolumen von 65,5 Milliarden US-Dollar war China im vergangenen Jahr Indiens wichtigster Handelspartner. Nach dem Willen von Modi soll der bilaterale Handel in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Durch Investitionen im großen Stil aus China erhofft sich Indiens neuer Premier in erster Linie eine Modernisierung der maroden Infrastruktur seines Landes.
Umgekehrt reizen chinesische Unternehmen den riesigen indischen Markt und das große Wachstumspotenzial des Subkontinents. Das bevölkerungsreiche Indien ist derzeit Asiens drittgrößte Volkswirtschaft.
In Neu-Delhi wird sich Xi noch einmal mit Modi zu Gesprächen treffen. Davor steht noch ein Treffen mit Indiens Präsident Pranab Mukherjee auf dem Programm.
Bevor Xi am Freitag wieder nach Beijing zurückreist, wird er noch ein Referat über die Beziehungen zwischen China und Indien sowie Chinas Südostasien-Politik halten.
Xi ist der erste chinesische Präsident seit 2006, der Indien besucht.