Jack Ma, der Firmengründer und CEO von Alibaba, gab am Montag in Hongkong einen außerplanmäßigen Auftritt im Rahmen der Roadshow vor Alibabas Börsengang Ende Woche. Nötig gewesen wäre es nicht: Investoren in Hongkong haben bereits hohe Summen für Alibaba reserviert.
Banker und Vermögensverwalter strömten zum Ritz-Carlton Hotel, um von Ma persönlich zu hören wie sehr er die Stadt Hongkong liebe. Ursprünglich wollte Alibaba an der Hongkonger Börse debütieren. Die Hongkonger Börse hatte das Aktiondebüt wegen Alibabas Firmenstruktur jedoch abgelehnt. Daraufhin hatte sich die Gruppe an die New Yorker Börse gewandt.
Die Teilnehmer an dem Event in Hongkong erwarteten Hinweise, ob der größte Börsengang an einer amerikanischen Börse Sonderangebote für Investoren bereithalten würde und wie sich die Wachstumsstrategie des Unternehmens entwickeln wird.
Investoren, besonders auch solche vom chinesischen Festland, wollen große Mengen an Geld in die Zeichnung stecken. Großbanken und Makler halten Subskriptionsangebote von mindestens 8 Millionen US-Dolar, während kleinere Anbieter bereits Angebote von 2 Millionen US-Dollar annehmen.
„Es ist schlicht unglaublich. Niemand will zu spät sein“, sagte ein Kapitalanalyst eines ausländischen Maklers, der lieber anonym bleiben möchte.
Freiheit bei der Gestaltung des Aktienpreises
Der Finanzdienst Bloomberg zitierte am Montagnachmittag eine anonyme Quelle, wonach Alibaba eine Anhebung des oberen Endes der Preisspanne auf bis zu 70 US-Dollar pro Aktie erwägt. Das wäre 4 US-Dollar höher als die bisher kommunizierte Obergrenze von 66 US-Dollar.
„Die Wertfestsetzung von Alibabas gegenwärtigem Geschäft rechtfertigt den original festgesetzten Preis. Ich glaube es wäre besser, wenn die Gruppe den Aktienpreis nicht erhöhen würde. So investieren die Käufer in Wachstum. Damit kann auch etwas Raum für ein Preiswachstum nach dem IPO gelassen werden“, sagte Yi Huanhuan, stellvertretender Geschäftsführer und Internetanalyst der Hongyuan Securities.
Mit der ursprünglichen Obergrenze von 66 US-Dollar pro Aktie kann Alibaba bei dem Börsengang bis zu 24 Milliarden US-Dollar einnehmen. Mit dieser Obergrenze resultiert für die Aktie des Internet-Giganten ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 29. Das wird als „konservativ“ angesehen. Alibabas Konkurrenten Baidu und Tencent etwa handeln ihre Aktien zum 35-fachen Preis des Jahresgewinnes. Würde der Preis einer Alibaba-Aktie ähnlich berechnet, käme ein Preis von fast 80 US-Dollar pro Aktie zu stande.
Die meisten Beobachter glauben, die konservative Preisgestaltung sei von der Konzernleitung absichtlich gewählt worden. Damit wolle das Unternehmen einen Fehlstart an der Börse vermeiden. Kenner verweisen auf Facebook, dessen Aktienkurs direkt nach dem Börsengang im Jahr 2012 sank.
Expansion ins Ausland unumgänglich
Der IPO-Preis wird von der Nachfrage der Investoren bestimmt, während die Aktiendividenden stark vom zukünftigen Wachstum des Konzerns beeinflusst werden.
„Alibabas Erfolg ist eng mit Makrotrends im Konsum und der Internetindustrie in China verknüpft“, ist Yi überzeugt.
Jack Ma hat große Ambitionen. „Wir sind eine internationale Firma. Eine internationale Firma, die zufälligerweise aus China kommt.“ Mit dieser Aussage ganz zu Beginn der Roadshow unterstrich Ma Alibabas Bereitschaft, nach dem IPO die Expansion in amerikanische und europäische Märkte voranzutreiben.
Am Donnerstag wird die definitive Festlegung des IPO-Preises und der Verkaufsstart der Aktion erwartet. Am darauffolgenden Tag werden die Aktien unter dem Namen BABA zum ersten Mal an der New Yorker Börse gehandelt.