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Burggymnasium Essen: Der Chinesische Chor singt sich in die Herzen der Menschen

(German.people.cn)

Montag, 08. Februar 2021

  

Von Shi Wei und Annemarie Li, Beijing

Durch seine Einzigartigkeit chinesische Lieder vorzutragen fällt der Chor des Essener Burggymnasiums auf und ist nicht nur in Deutschland wohl bekannt. Mit seinem Video „Nach der Pandemie“ erreichte der Chor die Aufmerksamkeit von über 100.000 Menschen in ganz China und wurde Anlass für People's Daily Online, die Schulleiterin am Burggymnasium Simone Reuen zum Chinesischen Chor zu interviewen.

Bereits 1995 startete die Schule mit ersten Angeboten zum deutsch-chinesischen Kulturaustausch. 2021 glänzt das Gymnasium nun mit seinem vielfältigen Sprach- und Kulturangebot und ist ein eindrucksvolles Vorbild in Sachen Förderung der deutsch-chinesischen Beziehungen.

Mit der Gründung des Chinesischen Chors vor rund fünf Jahren hat die Schule ein innovatives Projekt mit eindrucksvoller Weitläufigkeit ins Leben gerufen. Nicht nur bei zahlreichen deutsch-chinesischen diplomatischen Anlässen ist der Chor eine Bereicherung, sondern sein größter Erfolg spiegelt sich in den außerordentlichen Leistungen der Schüler wider.

Reuen gibt im Interview Einblicke in die interkulturellen Schulprojekte, ihre außerordentliche Resonanz und verrät, von wem die Idee zu so einem außergewöhnlichen Projekt ursprünglich stammt.


Simone Reuen, Schulleiterin des Burggymnasiums Essen

Das Lied „Nach der Pandemie“ ist auf großes Interesse bei vielen chinesischen Lesern gestoßen und hat reichlich Zuspruch erhalten. Haben Sie Rückmeldungen dazu bekommen? Könnten Sie uns Einblicke in den Entstehungsprozess des Liedes - von der Komposition bis zur Videoaufnahme, geben und Ihre damit verbundenen Absichten erläutern?

Am 31. Januar 2020, nach der Schule an einem Freitagnachmittag, haben die Chormitglieder aus dem Stegreif „Lass die Welt von Liebe erfüllt sein" einstudiert und aufgenommen, um Wuhan und China aufzumuntern - vor allem weil die meisten der Chormitglieder im Oktober 2019 in Wuhan waren, um am Herbstcamp teilzunehmen und das Athletendorf der World Military Games zu besuchen. Die Schülerinnen und Schüler haben eine starke Verbundenheit zu Wuhan. 

Jetzt, nachdem ein volles Jahr vergangen ist, ist die Pandemie in Deutschland viel schwerer als noch vor einem Jahr. Die Schülerinnen und Schüler, die seit Mitte Dezember 2020 zu Hause bleiben müssen, sind sehr begierig auf ein normales Leben und freuen sich darauf, wieder China zu besuchen. Auf Anregung des Lehrers nahmen die Schüler ihre Handys in die Hand und drückten ihre innersten Gefühle in Gesang und Video aus.

Seit dem ersten Lockdown in Deutschland im März 2020 bis heute ist der Chinesisch Chor durch die Unmöglichkeit zu proben stark betroffen. Doch die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler ist ungebrochen. In diesem Jahr hat der Chor „Lass die Welt von Liebe erfüllt sein" aufgenommen, außerdem „Sonnige Tage" mit dem Central Conservatory of Music in Beijing. 2020 wurde auch „Heute ist dein Geburtstag" kurz vor dem Nationalfeiertag aufgenommen, und es war einmal auf der Weibo und TikTok Hot List.

Diesmal haben wir „Nach der Pandemie" ohne aufwändige Planung und Vorbereitung aufgenommen. Es dauerte weniger als eine Woche, in der die Schülerinnen und Schüler ihren Alltag zu Hause mit ihren Handys aufnahmen. Wir freuen uns sehr, dass das Video bei unseren chinesischen Freunden so gut angekommen ist, was zeigt, dass die Herzen der Chinesen und Deutschen verbunden sind.

Hat die COVID-19-Pandemie Einfluss auf Ihre Schüleraustauschprogramme und Partnerschaften mit China genommen? Gab es Initiativen zur gegenseitigen Unterstützung? Im Laufe der Pandemie haben Sie letztes Jahr das Lied „Lass die Welt von Liebe erfüllt sein“ veröffentlicht und der Stadt Wuhan Mut zugesprochen. Das Lied ist ebenfalls auf enormen Zuspruch gestoßen und uns interessiert, was für Eindrücke Sie daraus erlangt haben.

Im Jahr 2019 haben wir insgesamt drei Reisen nach China organisiert, eine für den Chinesisch-Projektkurs, eine für den Auftritt des Chinesisch Chors in China und eine für das Herbstcamp in Wuhan. Die ursprünglich für 2020 geplanten Austausche mussten wegen der Pandemie ausgesetzt werden, und die sechs Abiturienten, die bereits ein Jahresstipendium des Kooperationszentrums für den Chinesisch- und Fremdsprachenaustausch des chinesischen Bildungsministeriums erhalten hatten, konnten nicht mitfahren.

Aber in den ersten Tagen des Ausbruchs in China schickten die Schülerinnen und Schüler der chinesischen Klasse persönliche Briefe an unsere Partnerschulen in Shanghai und Kunming, um ihnen Mut zu machen. Nach dem Ausbruch in Deutschland schickten uns auch Studierende und Lehrende der Universität Wuhan Videos mit ihren besten Wünschen.

Die Schülerinnen und Schüler des Burggymnasiums und der Shanghai Cao Yang No. 2 High School interagierten ebenfalls aus der Ferne, indem sie eine WeChat-Verbindung für die Cloud-Austausch aufbauten.

Wir sind zuversichtlich, dass nach der Pandemie unsere regulären Schulaustauschaktivitäten nach China und die Stipendienprogramme allmählich wieder aufgenommen werden können. Die Lieder der Chormitglieder, die auf Video aufgezeichnet wurden, brachten die Freundschaft zwischen dem deutschen und dem chinesischen Volk und die Bereitschaft zum gegenseitigen Austausch weiter zum Ausdruck.

Das Burggymnasium ist bekannt für den weltweit einzigen chinesischen Chor aus deutschen Mittelschülern. Könnten Sie uns diesen Chor kurz vorstellen? Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass die Teilnahme am Chor eine Begeisterung für das Land China oder die chinesische Sprache mit sich bringt?

Als die chinesische First Lady, Professorin Peng Liyuan, 2014 das Burggymnasium besuchte, fragte ein Schüler Professorin Peng, wie er seine Aussprache verbessern könnte, und Peng schlug vor, mehr chinesische Filme und Fernsehsendungen zu sehen und mehr chinesische Lieder zu singen. Infolgedessen wurde der Chinesische Chor gegründet. Er florierte und trat bei vielen wichtigen Anlässen in der chinesischen und deutschen Diplomatie auf. Der Erfolg des Chinesischen Chors hat in der Tat die Richtigkeit der Methode bewiesen, Chinesisch durch Singen zu lernen. Hierdurch hat sich die Aussprache der Schülerinnen und Schüler stark verbessert. Bei den erneuten Treffen mit den Schülern und Lehrern des Burggymnasiums im Staatsgästehaus Diaoyutai in Beijing im Jahr 2016 und später in Berlin, Deutschland, im Jahr 2017, lobte auch Professorin Peng die Schülerinnen und Schüler für die große Verbesserung in ihrer Aussprache.

Am 29. März 2019 feierte der Chinesische Chor sein fünfjähriges Bestehen in Essen. Die Schulaula, die mehr als 500 Personen fassen kann, war bis auf den letzten Platz gefüllt, und das chinesische und deutsche Publikum genoss gemeinsam mehr als zehn chinesische Lieder, darunter „Lasst uns rudern", „Qing Hua Porcelain" und „Das gleiche Lied". Die ehemaligen und aktuellen chinesischen Botschafter in Deutschland sowie verschiedene Partnerschulen schickten ihre besten Wünsche in Form von Videos.

Der Chor setzt sich derzeit aus Schülerinnen und Schülern von der Mittel- bis zur Oberstufe zusammen. Neben den Schülerinnen und Schülern unserer Schule kommen auch Schülerinnen und Schüler aus benachbarten Schulen und sogar solche, die bereits ihren Abschluss gemacht haben, regelmäßig zu den Proben. Einige der Schülerinnen und Schüler im Chor haben Chinesisch nicht als Wahlfach belegt, aber durch das Singen chinesischer Lieder ist ihre chinesische Aussprache bemerkenswert. Und indem sie verschiedene chinesische Lieder singen, können sie auch den Charme der chinesischen Kultur dahinter erkennen.

1995 wurde Chinesisch erstmals als Sprache am Burggymnasium eingeführt. Könnten Sie uns etwas über die Hintergründe dazu erzählen? Wie kommt das Chinesisch Angebot bei den Eltern und Schülern des Burggymnasiums an? Welche Rolle, glauben Sie, wird Chinesisch für die Schüler in ihrem späteren Leben spielen?

Unsere Schule befindet sich im Herzen von Essen, im Herzen des deutschen Ruhrgebiets. Sie war eine der ersten zwölf öffentlichen Gymnasien im deutschsprachigen Raum und genießt seit langem einen hervorragenden Ruf im Ruhrgebiet.

1995 richtete die Schule eine AG für Chinesisch ein, 2008 startete sie einen regulären Grundkurs Chinesisch für die gymnasiale Oberstufe und war damit eine der wenigen Schulen im Ruhrgebiet und die einzige in Essen, die Chinesisch Unterricht anbot und Chinesisch in die Abiturprüfung aufnahm. 

Seit 2017 bietet unsere Schule auch einen Chinesisch-Projektkurs an. Wir sind die einzige Schule in Deutschland, die einen Chinesisch-Projektkurs anbietet, der in die Abiturprüfung einfließen könnte. In Chinesisch-Projektkurs diskutieren die Schülerinnen und Schüler eine breite Palette von Themen, vom bargeldlosen Zahlungsverkehr bis zu neuen Energietechnologien, vom 13. Fünfjahresplan bis zu den chinesisch-europäischen Beziehungen. Jedes Jahr im April reisen die Schülerinnen und Schüler des Chinesisch-Projektkurses auch zu unserer Partnerschule Cao Yang No. 2 High School in Shanghai, um den chinesischen Schülern von ihren Arbeiten zu berichten.

Seit 2015 hat das Burggymnasium insgesamt sechs Mal den ersten Platz im Wettbewerb Chinese Bridge für Schüler in Deutschland erzielt, 2016 sogar den ersten Platz in Europa und den Weltmeisterschaftstitel. Ehemalige Absolventen, die bereits an der Universität sind, gewannen außerdem die deutsche Meisterschaft und den zweiten Platz weltweit beim Chinese Bridge 2020 für Universitätsstudenten.

Bereits das achte Jahr in Folge haben viele Schülerinnen und Schüler des Burggymnasiums ein einjähriges Stipendium für einen Studienaufenthalt in China vom Center for Chinese-Foreign Language Exchange and Cooperation des chinesischen Bildungsministeriums erhalten, darunter im Jahr 2018 sogar elf Schülerinnen und Schüler. Andere haben sich entschieden, nach der Schule ein Jahr in einer Minderheitenregion Chinas zu unterrichten oder an einer deutschen Universität ein Fach mit Bezug zu China und der chinesischen Sprache zu studieren.

All dies zeigt, dass der Chinesisch Unterricht am Burggymnasium das richtige Angebot ist und nicht nur den Lehrplan der Schule bereichert, sondern das Burggymnasium auch zu einem guten Beispiel macht und zeigt, dass das Ruhrgebiet und Deutschland insgesamt einen Beitrag zum deutsch-chinesischen Kulturaustausch leisten.

Gibt es bereits Pläne für weitere Kooperationen mit China nach der Pandemie?

Viele Schülerinnen und Schüler fragen mittlerweile, wann die nächste Reise nach China organisiert wird. Darüber hinaus gibt es vier Studenten in der diesjährigen Abschlussklasse und wir erwarten, dass wir nächstes Jahr zehn Studenten haben werden, die sich für ein einjähriges Stipendium bewerben werden, um nach ihrem Abschluss in China zu studieren. Wir sind zuversichtlich, dass die Pandemie bald vorüber sein wird. Wenn die Zeit der Pandemie vorbei ist, werden wir nach und nach unsere regulären Schulaustauschaktivitäten mit China wieder aufnehmen. Wie die Schülerin und Schüler in ihrem Lied sangen: „Wenn die Pandemie vorbei ist, will ich rausgehen und überall hingehen". Wir hoffen auch, dass die Kinder in Zukunft mehr Möglichkeiten haben werden, nach China zu gehen, um „die Berge, das Wasser, die Blumen, die Familie und Freunde zu sehen".

 

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