Größtes Schwarzes Loch aus Sternenmasse entdeckt

Ein internationales Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von China hat im „kosmischen Hinterhof“ der Erde ein Schwarzes Loch mit einer Sternenmasse von 70 Sonnen entdeckt. Es sei das größte bekannte seiner Art und ungefähr dreimal so groß wie das, was Wissenschaftler bisher für möglich hielten, sagten Forscher am Donnerstag.

Die Entdeckung stellte das Verständnis der Astronomen für die Entstehungsmodelle von Schwarzen Löchern seiner Klasse in Frage und bot eine neue Möglichkeit, ähnliche Schwarze Löcher in der Milchstraße zu finden, die zu neuen Theorien für die Astrophysik der Schwarzen Löcher und die Sternentwicklung führen könnten.

Das Schwarze Loch mit dem Namen LB-1 frisst langsam Gas von einem nahe gelegenen Stern, der mehr als 13.800 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, relativ nahe, wenn man den geschätzten Durchmesser der Erdgalaxie von 105.700 Lichtjahren berücksichtigt.

„Es ist wie ein 'kleiner Kaiser' der Schwarzen Löcher in unserem kosmischen Hinterhof“, sagte Liu Jifeng, stellvertretender Direktor des National Astronomical Observatory in China und leitender Forscher für die Entdeckung.

Wissenschaftler glaubten, dass Schwarze Löcher mit Sternenmasse entstanden, als massive Sterne starben und zusammenbrachen. Aktuelle theoretische Berechnungen zeigen aber, dass die Masse des endgültigen Schwarzen Lochs, egal wie groß der Stern anfangs war, 25 Sonnenmassen nicht überschreiten kann, wenn der Stern reich an Metallen ist.

„Wenn sich ein in unserer Galaxie geborener Riesenstern dem Ende seines Lebens nähert, muss er den größten Teil seines Gases in starken Sternwinden abgeben“, sagte Liu. „Daher sollte kein solcher massiver Überrest wie LB-1 entstehen. Es ist ein außergewöhnlicher Fund und wir müssen möglicherweise unsere Modelle überarbeiten, um seine Entstehung zu erklären.“

Eine Hypothese ist, dass LB-1 entstand, als zwei kleinere Schwarze Löcher fusionierten. Die Verschmelzung von Schwarzen Löchern sei eines der energetischsten Ereignisse im Universum, das in der Lage sei, Wellen in der Raum-Zeit zu erzeugen, die als Gravitationswellen bekannt seien und erstmals im Jahr 2015 entdeckt wurden.

„Diese Entdeckung zwingt uns, unsere Modelle der Bildung von Schwarzen Löchern mit Sternenmasse erneut zu untersuchen“, sagte David Reitze, Geschäftsführer des Laserinterferometer-Gravitationswellen-Observatoriums.

„Dieses bemerkenswerte Ergebnis, zusammen mit der Entdeckung von binären Kollisionen mit Schwarzen Löchern in den letzten vier Jahren, deutet wirklich auf eine Renaissance in unserem Verständnis der Astrophysik mit Schwarzen Löchern hin“, betonte er in einem wissenschaftlichen Aufsatz.