In Shanghai gebauter Tesla könnte Markt für Elektrofahrzeuge verändern

Das in Shanghai gebaute Tesla Model 3, das im ersten Quartal 2020 für eine groß angelegte Auslieferung verfügbar und ab 355.800 Yuan (45.830 Euro) zu haben sein soll, wird den chinesischen Markt für Elektrofahrzeuge voraussichtlich umgestalten. Dies berichtete die Tageszeitung Beijing Daily am Montag.

„China ist bei weitem der größte Markt für mittelgroße Premium-Limousinen“, hieß es vor kurzem in Teslas Quartalsbericht: „Für Model 3, das in der ähnlichen Preisklasse wie benzinbetriebene Mittelklasse-Limousinen gehandelt wird, könnte, unserer Einschätzung nach, China der größte Markt werden.“

Laut Teslas Ergebnisbericht für das dritte Quartal wurden im Berichtszeitraum 96.155 Elektrofahrzeuge produziert und 97.000 Fahrzeuge ausgeliefert.

Andererseits ist der Absatz von Elektrofahrzeugen in China seit vier aufeinander folgenden Monaten stark zurückgegangen, seit die Regierung im Juni die Subventionen gekürzt hat. Dies geht aus Statistiken des chinesischen Verbands der Automobilhersteller hervor.

Die Gesamtproduktion, beziehungsweise der Absatz dieser Fahrzeuge lag, dem Verband zufolge, im Oktober bei 95.000 Stück, beziehungsweise 75.000 Stück, was einem Rückgang von 35,4 Prozent beziehungsweise 45,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

In den vergangenen vier Monaten betrug der Absatz von Elektrofahrzeugen zwischen 70.000 und 80.000 Stück, was bedeutet, dass die Mehrverkäufe bis Ende dieses Jahres bei mehr als 300.000 Fahrzeugen liegen müssten, wenn der Markt für Elektrofahrzeuge den Gesamtabsatzrekord des Vorjahres erreichen will, berichtete Beijing Daily.

Auch für inländische Unternehmen in der Branche sieht das Bild düster aus. Im Oktober verkaufte der chinesische Automobilhersteller BYD 12.600 Elektrofahrzeuge, 55 Prozent weniger als im Vorjahr, von denen die reinen Elektro-Pkw-Verkäufe um 41,5 Prozent auf 7588 Fahrzeuge sanken. Für BJEV lag der Absatz im Oktober mit 8601 Fahrzeugen um 69,2 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Dennoch sei Tesla, das vor seinem Werk in Shanghai auf Importe nach China angewiesen war, von den Subventionskürzungen nicht wesentlich betroffen, berichtete die Zeitung.

Die neue Gigafactory Shanghai sei in nur zehn Monaten fertiggestellt worden und nun bereit für die Serienproduktion. Dies könne dazu beitragen, die Kosten im Vergleich zur Produktionslinie für Model 3 in den USA um rund 65 Prozent zu senken und zu einer höheren Bruttomarge für Model 3 führen, sagte Elon Musk, Geschäftsführer des Unternehmens.

Durch eine Preisgestaltung des in Shanghai gebauten Model 3, die höher als erwartet ausfällt, wird Tesla auch die Initiative im Marktwettbewerb ergreifen können, weil China im nächsten Jahr die Subventionspolitik neu gestalten wird, wurden Analysten in dem Bericht zitiert.

Chinas Pendants könnten mit einer Anpassung ihrer Preise konfrontiert sein, nachdem Tesla seine Modelle in Shanghai produziert. Tesla ist zu einem Referenzobjekt geworden, nicht nur bei der Preisgestaltung, sondern auch bei der Intelligenz und dem Benutzerkomfort des bordeigenen Systems, sagte ein Experte der Branche für Elektrofahrzeuge.

Aufgrund von Kapazitätsengpässen und der mittleren bis hohen Marktposition wird der lokal produzierte Tesla jedoch keine starken Auswirkungen auf die Branche haben. Chinas Elektrofahrzeuge werden noch genügend Platz für Entwicklung und Wettbewerb haben.

„Sparsame Fahrzeuge für die Kurzstrecke sind ein riesiger Markt. In der neuen Wettbewerbsrunde müssen Chinas Hersteller von Elektrofahrzeugen die richtige Marktposition und ihre Zielverbraucher finden, auf die Markenentwicklung achten und öffentliches Lob etablieren“, sagte Su Hui, ein Beamter des Verbands der chinesischen Autohändler in dem Bericht.